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Frank Bertemes: Wandel durch Empörung? 

Frank Bertemes: Wandel durch Empörung?
fnac.be

„Nur scheinbar ein wirklichkeitsfremder Träumer, gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass die menschlichen Gesellschaften sich von Grund auf wandeln können.“

Man würde dem vielseitig engagierten UN-Menschenrechtler, KZ-Insassen und Autor *Stéphane Hessel, der mit seinem weltbekannten Essay „Empört euch“ eine deutliche Aufforderung des Widerstands gegen die damals und heute immer noch gültigen Missstände hinterließ, gerne zustimmen – nur, dass es auch heute, ob der bedenklichen geopolitischen Lage, immer noch beim diesbezüglichen „Prinzip Hoffnung“ bleibt, ist wohl realpolitisch leider klar. Der Mann verstarb 95jährig im Jahre 2013. Hessel vertraute auf die Geltung des Rechts und sah den Internationalen Gerichtshof in Den Haag mit der Möglichkeit, Despoten und Menschenschlächter unter Berufung auf universell gültige Texte (Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord) international abzuurteilen. Nur: Was passiert den aktuell bestens bekannten Namen, gegen die entsprechende Haftbefehle vorliegen, tatsächlich? Wer sieht diese Herrschaften allen Ernstes in ein Gefängnis wandern? Würde man die erwähnten Verbrechen auch noch um den Tatbestand der viel zu verbreiteten Korruption ausweiten, wäre die absolute Summa der Politverbrechen wohl schnell erreicht.

Demnach:  Wandel I – gescheitert!

Wandel II im Sinne der gutgemeinten Vorstellung eines Idealisten: des Volkes Empörung gegen den auch von Stéphane Hessel heftig kritisierten, scheinbar alternativlosen (siehe die realpolitischen EU-Vorgaben) Marktneoliberalismus des „Washington Consensus“, der frei nach der uralten Maxime des Liberalen François Guizot funktioniert: „Bereichert euch!“. Es steht wohl außer Frage, dass die Zahl der Armen, der „working poor“, der Obdachlosen und der generell Chancenlosen, die sich „in modern times“ aufgrund der realpolitischen Logik des „Marktes“, dramatisch erhöht hat. Ein „freier Markt“, der sich, so der wirtschaftsliberale Ökonom Milton Friedman, gefälligst ohne den Eingriff des (bösen, lästigen) Staates in ebendiese Wirtschaft, (vermeintlich) „um alles kümmert“ – das kann nur schief gehen! Das alternative Programm wäre eines, dem zufolge die politische Macht (positiv betrachtet) das Marktgeschehen aktiv, im Sinne des Gemeinwohls regeln würde…Doch die Macht der Konzerne ignoriert gerechte Mechanismen und die Bedürfnisse des Volkes, lässt dieses manipulieren und verhindert zunehmend jedwede Kritik am System, das man als „das beste“ preist – und im Resultat irgendwann die wahre Empörung der Massen zu spüren riskiert. Für die dann jedoch der Staat zuständig sein wird…

Ach, sind wir nicht schon soweit? Hat man politisch nicht etwa bereits jene politischen Kräfte gestärkt, vor denen Menschen wie eben Stéphane Hessel aus eigener, bitterer Lebenserfahrung heraus, dringend warnen wollten? Jene Rechtskräfte, die heuer immer mehr und aufgrund des Versagens der demokratischen Parteien (siehe Frankreich, Deutschland, Belgien, Niederlande usw.) einen völlig falschen Wandel durch Empörung zu erreichen riskieren?

Wandel II, der Durchbruch der Empörung des Volkes, kann demnach durchaus realistisch sein – ist er teilweise auch schon – nur kann der Schuss in die falsche Richtung ausarten und den Todesstoß für unsere (positiv zu lesende) liberale Demokratie nach unseren bisherigen Standards bedeuten.

Und dann…?

 

* Stéphane Frédéric Hessel (geboren am 20. Oktober 1917 als Stefan Friedrich Kaspar Hessel in Berlin, gestorben am 27. Februar 2013 in Paris) war ein französischer Diplomat, Lyriker, Essayist und politischer Aktivist. Er kämpfte für die Résistance und überlebte das KZ Buchenwald.

*François Pierre Guillaume Guizot (geboren am 4. Oktober 1787, gestorben am 12. September 1874) war ein französischer Politiker und Schriftsteller.

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