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Gesellschaft

Frank Bertemes: Sommerfrische? 

Frank Bertemes: Sommerfrische?
Image par Jill Wellington de Pixabay

Oh, wer um alle Rosen wüsste,
die rings in stillen Gärten stehn
oh, wer um alle wüsste, müsste
wie im Rausch durchs Leben gehn.

Du brichst hinein mit rauhen Sinnen,
als wie ein Wind in einen Wald
und wie ein Duft wehst du von hinnen,
dir selbst verwandelte Gestalt.

Oh, wer um alle Rosen wüsste,
die rings in stillen Gärten stehn
oh, wer um alle wüsste, müsste
wie im Rausch durchs Leben gehn.   

Von den heimlichen Rosen

Christian Morgenstern

 

Herrliche Rosen. Für jeden Blumen – und Gartenfreund eine sommerliche Augenweide. Die Rose, das klassische Symbol der Liebe. Viele sehen sie im Sinne dieses einführenden Gedichtes, in unsere digitale Welt aktualisiert übertragen, allerdings leider nicht und verpassen im Sommer so vieles. Die Metapher der Rose soll uns als Einleitung für den Genuss des Sommers, der Ferien und der Entschleunigung, die wir alle genießen sollten, auch und vielleicht besonders in den heuer schwierigen Zeiten, die wir durchleben müssen, dienlich sein. Das jedoch in einem gezielten Kontext, der uns ablenkend zum allgegenwärtigen Reizthema eines gewissen Virus‘, der uns alle in Atem hält, zum Nachdenken anregen sollte.

 

Der Sommer und die freie Zeit können uns dazu motivieren, wieder einmal ein Buch zu lesen und uns neben der klassischen leichten Lektüre auch seriösen Themen zuzuwenden. In diesem Fall der Gesellschaft. So wie uns beispielsweise der Philosoph Markus Gabriel den „Moralischen Fortschritt in dunklen Zeiten“* vermitteln und die Leserschaft in seinem Buch auf universale Werte für das 21. Jahrhundert aufmerksam machen will. Jedenfalls ein wichtiger Beitrag im Sinne einer vielleicht doch „besseren“ Welt mit einer entsprechend anders orientierten Gesellschaft, die dann tatsächlich eine heilsame Lehre aus dieser sanitären Krise gezogen haben…könnte. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Denn, so der Philosophie – Professor an der Sorbonne in einem Interview, wird massive Ungerechtigkeit nicht mehr einfach hingenommen und das in der Überzeugung des Philosophen, dass der Mensch häufig das moralisch Richtige tut.  Für die Zukunft wünscht der Autor sich jedenfalls mehr echte Diskussion und weniger digitale Eskalation, die besonders durch die bekannten asozialen Medien befeuert wird. In diesem Zusammenhang attackiert der Philosoph namentlich besonders Zuckerberg und Co., die nur Macht und Geld interessieren und vorgeben, das Internet zu einem (vermeintlich) „besseren Ort“ (sic!)  machen zu wollen, indem sie Hasskommentare zu finden und zu löschen vorgeben. Alles Lüge, wie Gabriel sehr richtig feststellt. Ihm schwebt daher eine Plattform zur Bürgerbeteiligung im Internet vor, in dem Ethiker versammelt sein sollten. Journalisten von Qualitätsmedien, Datenschützer, Philosophen, Juristen, Wirtschaftswissenschaftler und (ja!) auch Politiker sollten dabei helfen, zu informieren und einzuordnen. So könnten eine Menge Jobs geschaffen werden – dafür müssten Regierungen allerdings Geld in die Hand nehmen. Doch die uns bekannte Politikerkaste kümmert sich (aus welchen Gründen wohl?) bedeutend lieber in entsprechender Verhinderungstaktik einer derart wertvollen Idee wie eben jener dieses diskussionsfreudigen Philosophen (Jahrgang 1980 übrigens) und dies offensichtlich im Interesse von Facebook, Google, Twitter usw.. Eine Situation, die wir heuer übrigens auch hierzuländchen erleben, dies im Kontext des ominösen Google – Datacenters in Roost/Bissen oder (aus anderen Gründen) einer total überflüssigen Yoghurt-Fabrik im Süden des Landes, das trotz aller wahrlich gravierenden Energie – und Wasserprobleme, die von politisch verantwortlicher Seite allerdings tunlichst ignoriert werden. In dem Sinne interessant ist auch das Statement des Philosophen Markus Gabriel, dass moralische Gründe immer Handlungsgründe sein müssen, die uns alle als Menschen betreffen. Es gehe in der Ethik nämlich darum, im Wissen zu leben, dass ich Mensch bin und alle anderen ebenfalls, ein moralischer Imperativ, der auch und vielleicht besonders für unsere Politiker*innen ein eigentliches Must sein müsste, ein stark empfundenes Prinzip, das diese zum ethischen Handeln zwingt! Ist etwa der dringende Bedarf an Trinkwasser kein zwingend moralischer Imperativ? Wo bleibt denn dieses auch ökologische Grundprinzip in den eben genannten Reizthemen, das besonders bei den ehemals „Grünen“ – die mittels Blaumischung zu heutigen „Türkisen“, offensichtlich aus „realpolitischen“ Gründen bedingt, mutiert sind – scheinbar auf der Strecke geblieben ist? Und diese Frage betrifft auch jene Roten – mit ihrem Symbol der Rose, pikanterweise! –  die ob neoliberaler Blauer Einflüsse längst Lila geworden sind – um bei der politisch gefärbten Metapher der interessanten Farbmischungen zu bleiben. Goethe würde sich ob seines Werkes zur Farbenlehre sicherlich freuen, wir tumbes Wahlvolk im real täglich „Erlebten“ allerdings sehr viel weniger…

 

Dem Menschen kein Wolf sein! Und damit zurück zum Philosophen, der davon überzeugt ist, dass Eigenverantwortung vernünftiges Verhalten fördert. Eine weitere in diesem Zusammenhang berechtigte Frage: Warum wird das Gute immer mit dem Naiven verbunden?

 

Ein bisschen mehr gesunde, positive Naivität in diverser Hinsicht würde uns vielleicht allen guttun! „Jede Naivität läuft Gefahr lächerlich zu werden, verdient es aber nicht; denn in jeder Naivität liegt unbedachtes Vertrauen und ein Beweis von Unschuld.“  So der französische Moralist Joseph Joubert.

 

Denken wir in der Sommerfrische vielleicht einmal darüber nach…

 

Und, ja: Nicht die Weltverbesserer in ihre Schranken, sondern die Weltverschlechterer in ihre Beschränktheit weisen. So ein anderes wegweisendes Zitat an die Adresse jener, die verantwortlich zu handeln sich engagiert haben…

 

Und das gilt auch für das Politfarbenspiel von blau, lila und türkis!

…dir selbst verwandelte Gestalt! (siehe oben)

Frank Bertemes

 

*Das Buch: „Moralischer Fortschritt in dunklen Zeiten. Universale Werte für das 21. Jahrhundert.“ Ullstein Verlag

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