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Gesellschaft

Marc Lentz: SATIRE AUF DEN CORONA-WINTER 21/22 

Marc Lentz: SATIRE AUF DEN CORONA-WINTER 21/22
Photo by cottonbro studio: https://www.pexels.com/photo/white-ceramic-sculpture-with-black-face-mask-3952240/

Dieser boshafte Text entstand im Dezember 2021, auf dem Höhepunkt der Covidbedrohung, als die Pandemie der Ungeimpften dabei war, unser Gesundheitswesen an den Rand des Zusammenbruchs zu führen. Er war Ausdruck einer anmaßenden Entrüstung über die notwendigen Eingriffe unserer Regierung in geltende Rechts- und Freiheitsprinzipien im Zuge der Seuchenbekämpfung und ein dreister Angriff auf eine geschlossene, sachkundige Phalanx von Politikern*, Journalisten*, Virologen*, Ärzten*, Seuchenexperten*, Impfluencer*, Faktenchecker* (*innen)… usw., die sich redlich bemühte, ein evidenzbasiertes Impfnarrativ auszuwalzen, und eine kleine aber verwegene Schar von Schwurblern und Volksschädlingen in die Schranken zu weisen. Verständlicherweise war es so, dass eine Satire über Corona (wenn sie nicht die Verunglimpfung von Impfgegnern zum Thema hatte!) keine Chance hatte, vor 2023 publiziert zu werden. Nach dem wundersamen, kaum merklichen Abklingen der Jahrhundertseuche zum banalen Alltagsrisiko und der anschließenden, ebenso gewissenhaften wie gründlichen Aufarbeitung von drei Jahren erfolgreich geführter Covidpolitik, sind wir der Ansicht, dass man den Leserinnen und Lesern heute, drei Monate nach dem Fall der letzten Beschränkungen, dieses bestürzende Zeugnis menschlicher Irrungen und Wirrungen in schlimmen Zeiten nicht vorenthalten sollte. Die Fußnote 2 sowie der Nachtrag wurden im Januar, bzw. August 2022, beigefügt. (die Redaktion)

Bekenntnisse eines Covidioten

Wer sich nicht impfen lässt, tötet andere. (Joe Biden)

Wenn es ernst wird, muss man lügen. (Jean-Claude Juncker)

Diese Zeit schreit nach Satire. (Kurt Tucholsky)

 

Ich bekenne mich schuldig!

Ich bin ein starrköpfiger Covidiot, ein Ignorant und Impfverweigerer der übelsten Sorte und habe in den vergangenen 2 Jahren wahrscheinlich Dutzende von Menschen auf schändliche Weise mit dem Coviderreger infiziert und andere von der lebensrettenden Impfung abgehalten.

Mein Sündenregister ist beispiellos und erschütternd.

Ungeschützt habe ich mich auf heimatlichem Boden sowie auch in unseren Nachbarländern herumgetrieben und unters Volk gemischt. Ich habe die Abstandsregeln und die Maskenpflicht oft missachtet, habe meine Hände kaum ein halbes Dutzend Mal am Tag gewaschen und noch viel seltener desinfiziert.

Ich stand Woche für Woche mit andern Fahrgästen in öffentlichen Verkehrsmitteln ohne meine Atmung zu überwachen, habe im Supermarkt bedenkenlos Waren betatscht und wieder hingestellt.

Marc Lentz

Ich habe Freunde und Bekannte, die mich besuchten umarmt und dazu gedrängt – ja genötigt – die Maske abzulegen und versucht, ihnen ihre berechtigten Ängste auszureden.

Ich habe, besonders im Schwimmbad – das ich regelmäßig aufsuche –, heftig ein- und ausgeatmet und dabei große Mengen von Aerosolen freigesetzt. Ich habe mir im Umkleideraum in Anwesenheit anderer Badegäste minutenlang mein spärliches Kopfhaar geföhnt und dabei wahrscheinlich gefährliche Cluster gebildet. Ich bin dankbar dafür, dass man mir jetzt durch 2G das Betreten öffentlicher Einrichtungen untersagt.

Ich habe mir anhand zweifelhafter Schnelltests (manchmal auch ohne!) Zutritt zu Cafés und Restaurants verschafft, Globuli und andere dubiose Präparate geschluckt um mein Immunsystem zu stärken, heimlich Pferdemilch getrunken und Voodoo-Rituale ausgeführt um Killerviren von mir fern zu halten.

Ich habe unter sträflicher Vernachlässigung der amtlichen Vorgaben meinen Vater (89)  einmal pro Woche zum Essen eingeladen und frage mich bis heute wie er die Zeit bis zu seiner Impfung überstanden hat. Als er kurz nach der zweiten Anti-Covidspritze gesundheitlich schwer angeschlagen war, habe ich dies aus reiner Boshaftigkeit auf die Impfung zurückgeführt, obwohl hierzulande schon ein Dreijähriger weiß, dass die Impfstoffe „gutverträglich, sicher und hochwirksam“ sind.

Ich habe an weißen Märschen teilgenommen um ein Recht auf Totschlag einzufordern und einem weisen Medizinmann und Messias zu huldigen, zusammen mit Hunderten von andern Trottel*innen.

Ich habe aus einer Escher Zeitung erfahren, dass ich in Luxemburg-Stadt an wilden Corona- Demos beteiligt war. Ich habe dort Weihnachtsmärkte gestürmt, Polizisten angebellt, kleine Kinder erschreckt und ihre Mütter traumatisiert. Anstatt mich zu schämen habe ich mein Zeitungs-Abo gekündigt.

Ich habe davor gewarnt, dass der schrittweise Abbau des Rechtsstaates und die Einschränkung von Freiheiten früher oder später zu Protesten, Eskalation und Ausschreitungen führen werden, die von den Regierenden propagandistisch ausgenutzt werden, um Geimpfte gegen Ungeimpfte aufzubringen und die Gesellschaft weiter zu spalten. Gottseidank ist dies alles dank des besonnenen Vorgehens der Regierung und der ausgesprochen fairen Berichterstattung unserer Presseorgane nicht eingetroffen.

Ich habe aus purer Provokation in Frankreich Konzerte besucht, saß dabei stundenlang auf engstem Raum neben vielen unschuldigen Mitmenschen, die ich dann rücksichtslos ihrem Schicksal überlassen habe… bis Präsident Macron im Juli 2021 diesem wüsten Treiben ein Ende setzte.

Marc Lentz

Als der Aufruf zum Impfen erfolgte habe ich mich irrigerweise auf eine Entschließung des Europarats vom Januar 2021 berufen (Resolution 2361) in der es unter anderem hieß:

… sicherzustellen, dass die Bürger darüber informiert werden, dass die Impfung nicht vorgeschrieben ist und niemand unter politischem, sozialem oder sonstigem Druck steht, sich impfen zu lassen, wenn sie dies nicht wünschen;                                                                                                                                         … sicherstellen, dass niemand wegen Nicht-Impfung, möglicher Gesundheitsrisiken oder Nicht- Impfwunsch diskriminiert wird;

Staatlich geprüfte Expert*innen haben mich darüber impformiert, dass diese gutgemeinte aber völlig überzogene Resolution unter dem Druck einer einflussreichen Menschenrechtslobby zustande kam, letztlich jedoch nur dazu geführt habe, die Menschen zu verwirren und von vernünftigem Handeln abzuhalten.

Ich habe – nach Recherchen im Internet – behauptet, dass die WHO zum Anhängsel privater Stiftungen und der Pharmalobby mutiert ist und jegliche Unabhängigkeit eingebüßt hat. Faktenchecker haben mir erklärt, dass diffamierende Nachrichten über Pharmakonzerne  und internationale Organisationen zu den unsinnigen Fakenews gehören, die von Verschwörungstheoretikern systematisch im Netz verbreitet werden, um ihr schräges Weltbild unter die Leute zu bringen und die offizielle Covidpolitik zu sabotieren.

Ich habe mein Unwesen auch in Deutschland getrieben. Ich habe in Berlin randaliert und einen braven Kneipenbesitzer beleidigt als er mich vor die Tür setzte, weil mein Covidtest seit zwei Stunden und drei Minuten abgelaufen war.

Ich habe der deutschen Regierung Angstmacherei, Zynismus und Volksverdummung unterstellt und dabei ein internes Papier des Bundesinnenministeriums zur Impfstrategie missbraucht („Wie wir Covid19 unter Kontrolle bekommen“/ Nov. 2020). Unter der Rubrik „Maßnahmen und offene Kommunikation“ stand da zu lesen:

Worst case verdeutlichen: Wir müssen wegkommen von einer Kommunikation, die auf die Fallsterblichkeitsrate zentriert ist. (Eine) prozentual unerheblich klingende Fallsterblichkeitsrate, die vor allem die Älteren betrifft, …trägt zur Verharmlosung der Epidemie bei. Um die gewünschte Schockwirkung zu erzielen, müssen die konkreten Auswirkungen einer Durchseuchung auf die menschliche Gesellschaft verdeutlicht werden (…)                        

Heute weiß ich, dass es den Regierenden keineswegs darum ging Panik und Hysterie zu verbreiten, sondern besonnenes, eigenverantwortliches Handeln der Bürger*innen zu gewährleisten.

Ich habe mich bei deutschen Bekannten fälschlicherweise darüber aufgeregt, dass ihr Krankenhauswesen in den vergangenen Jahrzehnten im Zuge von Privatisierung und Rentabilisierung abgebaut, sprich kaputtgespart wurde und jetzt jeder (ungeimpfte) Covidpatient zum Problemfall wird…, bis mir Gesundheitsexperten die Wohltaten eines schlanken und renditeorientierten Gesundheitssystems erklärten. Ihnen gebührt mein Dank für diese Belehrung. Aus dem deutschen Ärzteblatt (10/ 2021) geht hervor, dass 2020 auf die Gesamtheit aller Aufenthaltstage in deutschen Krankenhäusern sage und schreibe 1,9% auf Covidpatienten entfielen. Jeder begreift, dass damit selbst das Gesundheitswesen eines der reichsten Länder der Welt an die Grenzen seiner Belastbarkeit stößt.

Ich habe in einem Anflug geistiger Verwirrung an einer europäischen Großkundgebung gegen die Coronamaßnahmen teilgenommen, habe dort gemeinsame Sache mit Chaoten und Rechtsextremisten gemacht, den Holocaust verharmlost, die Lügenpresse beschimpft, die Demokratie verhöhnt und die Staatsgewalt herausgefordert. Ich hatte glatt vergessen wie rasch man als unbescholtener Bürger in der Masse seine Identität verliert und in einen Radikalisierungsprozess abgleitet, obwohl man nur sein Recht auf Eigenverantwortung und körperliche Unversehrtheit verteidigen will.

Du siehst, liebe*r Leser*in, die Liste meiner Irrtümer und Untaten ist sehr, sehr lang.

Ich habe mir weder die richtigen Gedanken gemacht noch den Ernst der Lage begriffen, habe die Kriegsberichterstattung der Leitmedien nicht verfolgt, verdächtige Websites besucht, Inzidenzwerte nicht beachtet, Impf- und Boosterquoten nicht studiert, überlastete Krankenhausstationen ignoriert und die Toten nicht gezählt. Ich war in meiner Desinformationsblase gefangen, habe rücksichtslos mein kleines, elendes Spreaderleben

weitergeführt als ob nichts wäre, während um mich herum das Virus wütete. Eigentlich hätte ich es besser wissen müssen. Ich hatte schon seinerzeit die Schweinegrippepanik nicht ernst genommen und mich über die guten Ratschläge meiner Regierung und der Weltgesundheitsorganisation hinweggesetzt. Die Folgen eines solchen Verhaltens sind hinlänglich bekannt.

Trotz evidenzbasierter medizinischer Erkenntnisse, wissenschaftlich-fundierter Fakten und seriöser Studien – kurz: der Wahrheit in reinster Vollendung – habe ich mich erdreistet, die staatliche Covidpolitik zu unterlaufen und mich damit egoistisch und unsolidarisch gegenüber meinen Mitmenschen verhalten. Es ist nur zu begrüßen, dass ich als weltfremder, geistig etwas beschränkter Schwurbler vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen werde. Es gibt keine Freiheit ohne Verantwortung. Es gibt kein Recht auf Totschlag. Der gesunde Volkskörper ist heilig und die Würde des geimpften Menschen ist unantastbar.

Mein Denken ist leider oft sprunghaft und geht zuweilen von völlig absurden und verqueren Ansätzen aus. So habe ich neulich ohne den geringsten Anlass daran gedacht, dass alle paar Sekunden ein Kind auf der Welt erkrankt oder stirbt weil es keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser hat, oder dass im Mittelmeer jeden Tag Menschen sterben weil sie Krieg und Elend entkommen wollen… und hatte darüber ganz vergessen, dass ein Menschenleben in meinem Land ein sehr kostbares Gut ist. Ich habe gelesen, dass der Klimawandel bereits jetzt Millionen Tote durch Hitzewellen, Stürme, Dürren, Krankheiten und Unterernährung fordert… und dabei vor allem diejenigen trifft, die am wenigsten zum CO2 -Ausstoß beitragen. Ich bemühe mich meinen gesunden Menschenverstand zu gebrauchen und dies alles schleunigst zu verdrängen.

Ich habe aus Statistiken törichterweise herausgelesen, dass Covid19 vor allem Alte und Kranke trifft, Kinder und Jugendliche dagegen kaum betroffen sind. Ich habe daraus den naiven Schluss gezogen, dass man sich dann mit aller Kraft (wie bei einer schlimmen Grippe) um die Alten und Vulnerablen kümmert und ihnen den bestmöglichen Schutz gewährt, ohne Aufregung und ohne Panik, ohne staatlichen Verordnungswahn, ohne Jagd auf Gesunde, ohne Abbau von Grundrechten, ohne Spaltung der Gesellschaft… Ich habe auch geglaubt, dass die Frage der Impfpflicht für Pflege- und Krankenhauspersonal sich erübrigen würde, seit gewusst ist, dass auch Geimpfte das Virus weiterverbreiten. Kluge Virologen haben mich eines Besseren belehrt.

Ich habe große Schuld auf mich geladen.

Ich weiß, viele Mitbürger*innen sind entsetzt bei der Lektüre dieser Zeilen und wünschen mir eine strenge Bestrafung, vielleicht eine schlimme Infektion (deren Behandlung ich aus eigener Tasche bezahlen muss!) oder zumindest eine jahrelange Quarantäne. Ich kann sie verstehen, denn ich habe dasselbe Gefühl.

Ich beginne erst langsam zu begreifen, dass in Zeiten einer Plage fast biblischen Ausmaßes, die Herrschenden in all ihrer Weisheit und Güte das Recht haben bis in meine Blutbahnen und Körpersäfte hineinzuregieren, mir vorzuschreiben wo und wie ich zu atmen und zu niesen habe und mich möglichst eng zu überwachen um mich vor mir selbst und vor anderen zu schützen. Allein würde ich das niemals hinkriegen. In Not- und Kriegszeiten wird der Wert des anständigen Bürgers an seiner Bereitschaft gemessen den Regierungsanweisungen Folge zu leisten. Punkt.

Ich werde die nächsten Monate in selbstverschuldeter Isolation verbringen, meinen Aluhut aufsetzen, auf mein Urteil warten und dabei mein Verhalten überdenken. Ich werde Schritt für Schritt meine Irrtümer und Zweifel analysieren, sowie die großzügigen Impfangebote prüfen, um doch noch vielleicht meiner staatsbürgerlichen Verantwortung gerecht zu werden. Ich verspreche, ich werde das Haus nur verlassen um Brot und Wein einzukaufen, soweit das Gesetz mir das noch erlaubt. Ich unterstütze alle Maßnahmen und Schikanen die meiner Regierung noch einfallen um die Uneinsichtigen zur Räson zu bringen und die weitere Durchseuchung unseres Volkes zu stoppen.

Ich wünsche allen Impflingen ein frohes neues Jahr und angenehme Winterferien in der schönen neuen Corona-Welt, mit neuer QR-Code-Freiheit und digitalem Gesundheitspass, den man problemlos alle paar Monate erneuern kann.

Nach diesen, teils schockierenden, teils geschmacklosen Ausführungen möchte ich schließen mit einem mehr besinnlichen und versöhnlichen Text, der im Herbst 2019 (kurz vor Covid) verfasst wurde:

                                                

                                                Entendre le soupir d’un monde qui vacille,

Le cri du cœur déchirant l’infini.

Respirer le silence d’une terre brulée,

La douceur éphémère d’une nuit étoilée.

Nourrir la flamme d’une âme enchaînée,

S’affranchir d’une conscience aliénée.

 

Casser l’écran qui masque nos erreurs,

Payer le prix de nos actes de malheur.

Défier la terreur de l’ordre marchand,

Le sourire glaçant du Dieu de l’argent.

Panser les plaies d’un espace épuisé,

Rétablir l’équilibre brisé.

 

Chasser les spectres d’un passé révolu,

Les songes fanés de paradis perdus.

Écrire les mots d’un récit inédit,

Planter un arbre de la vie.

Partir en quête d’un nouveau mythe,

D’un lieu de paix, de poésie sans limite.

Nachtrag

Ich habe kürzlich erfahren*, dass nach neuesten Studien meine Haltung in der Covid-Pandemie einer narzisstischen Störung geschuldet ist, entstanden aus meiner unbewusst empfundenen Ohnmacht gegenüber den globalen, postindustriellen Produktions- und Lebensbedingungen. Um meine „Kränkung“ zu kompensieren habe ich mich in einen trotzig-infantilen, vermeintlich rebellischen Antikonformismus geflüchtet und mich dabei in einer unheiligen Allianz mit Esoterikern, Homöopathen, Antisemiten und anderen Schwärmern gegen unseren fürsorglichen Staat gestellt. Ich versuche – nicht ohne Mühe – zu verstehen, dass meine „negative Befreiung vom Realitätsprinzip“ zur Festigung der bestehenden, ungerechten Verhältnisse beiträgt, indem sie die Alten und Vulnerablen in unserer Gesellschaft der privatwirtschaftlichen Verwertungslogik opfert und die Volksgesundheit ruiniert. Ich bin zurzeit in psychiatrischer Behandlung um meine krankhafte Selbstsucht und meinen Mangel an Empathie zu überwinden, ehe man an offizieller Stelle auf die Idee kommt mich wegen schwerer Persönlichkeitsstörung in eine geschlossene Anstalt einzuweisen.

*vgl. WOXX: 5.08.22, Gesellschaft und Coronapandemie (2), Negative Befreiung vom Realitätsprinzip, Thorsten Fuchshuber: zu Uli Krug, Krankheit als Kränkung. Narzissmus und Ignoranz in pandemischen Zeiten. Edition Tiamat, Berlin 2022.

 

Marc Lentz

______________________________

 

PS (1): Die hier vorliegende Satire richtet sich in keiner Weise gegen Geimpfte oder Beschäftigte in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, deren Arbeit volle Wertschätzung verdient. Es ist und bleibt ein Skandal, dass in reichen Ländern wie Deutschland Pflegekräfte mit Niedriglöhnen abgespeist werden, was auch mitverantwortlich für den Personalschwund in Krankenhäusern 2020 war, der unter anderem dazu führte, dass im selben Jahr mehrere tausend Intensivbetten abgebaut wurden. Der Text ist auch keine Kritik an Tests oder Kontrollen beim Betreten von öffentlichen Einrichtungen, Restaurants, Krankenhäusern … usw.  Es geht nur darum deutlich zu machen, dass die Regierenden in einer Reihe von Ländern dabei sind verhängnisvolle Zeichen zu setzen, indem sie unter dem Vorwand einer Pandemiebekämpfung und unter Ausnutzung einer von oben geschürten Panikmache, den Rechtsstaat, die demokratischen Regeln des Zusammenlebens wie individuelle Freiheit, Eigenverantwortung, Gleichheitsprinzip, Respekt vor Andersdenkenden …usw., aushebeln und bewusst einen Teil der Bevölkerung gegen einen anderen aufhetzen.

(2): Ein weiteres Beispiel für den Grad an Unverhältnismäßigkeit, Diskriminierung und plumper Propaganda der in Luxemburg in der Coviddebatte erreicht wurde, sind die Vorkommnisse vom 15. Januar 2022 und die anschließende teils unsägliche Berichterstattung. Als Teilnehmer einer (oh Schreck, nicht genehmigten!) friedlichen Demonstration gegen die Coronamaßnahmen wurde ich Zeuge einer Polizeiaktion, wie es sie wohl nach 1945 in diesem Land noch nicht gegeben hat. Martialischer Aufmarsch einer gut ausstaffierten Sicherheitstruppe, stundenlange Einkesselung von Hunderten Menschen ohne irgendwelche Anweisungen seitens der Polizei, ohne sanitäre Möglichkeiten, ohne Wasser, bei niedrigen Temperaturen…, brutale Vorstöße der Sicherheitskräfte in die abgeriegelte Zone, Einsatz von Schlagstöcken, willkürliche Festnahmen, Drohnenüberwachung, Weigerung ältere Mitbürger-innen zu evakuieren, stundenlanges Ausharren einer Menschentraube  vor dem einzigen „Ausgang“ (wo man die Teilnehmer*innen tröpfchenweise hinausließ!), ….und dann tags darauf der Shitstorm der Leitmedien: „Kinder als lebende Schutzschilde missbraucht“, „Krawallmacher dingfest gemacht“, „Vorbildlicher Einsatz der Polizei“…. uswusf. Fazit der Exekutivgewalt nach den Ereignissen vom 15. Januar: „Bespucken von Beamten“ wird in Zukunft strenger geahndet. Ja bitteschön, wer hat denn dafür gesorgt, dass die Situation mit zunehmender Dauer eskalierte, Nervosität und Emotionen hochkochten und es zu verbalen Entgleisungen und wohl auch Anspucken von Beamten kam.  Als kritischer Bürger, der diesem Staat 40 Jahre lang gedient hat und seine freiheitlich-demokratische Ausrichtung in der Schule erklärt hat, ist man einigermaßen entsetzt über das, was sich am 15. Januar in der Avenue de la Liberté (sic) abgespielt hat. So gesehen war es in der Tat sinnvoll, die Kinder rechtzeitig in Sicherheit zu bringen, denn das was sich die „Ordnungskräfte“ in der Sperrzone erlaubten, war wahrlich kein Anschauungsunterricht in Sachen Bürgerkunde. Mir bleibt die (schwache) Hoffnung, dass der Covid-Albtraum spätestens im Frühjahr zu Ende geht, die politisch Verantwortlichen zur Vernunft kommen und wir zu einer toleranten, respektvollen und friedlichen Form des Zusammenlebens zurückfinden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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