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Lieserbréif vum Frank Bertemes: Hasstiraden 

Lieserbréif vum Frank Bertemes: Hasstiraden
Bild von Markus Winkler auf Pixabay

Wo Liebe wächst, gedeiht Leben – wo Hass aufkommt droht Untergang.

(Mahatma Gandhi)

 

Das Thema ist bekannt. Hass im Netz, hate speech. Weiter gesponnen: Hasstiraden, meint den (abwertend, so der Duden) unsachlichen, nur von Hass diktierten Wortschwall. Heuer in modern times ist es ob der diversen elektronischen Kommunikationsmittel, besonders aber der übermäßigen Nutzung der sogenannten „sozialen Medien“, die in der Tat immer asozialer werden, leider bestens gelungen, das Gespür für die individuelle Redefreiheit mit dem Verbreiten von Hass, Hasstiraden oder gar Hasspredigten zu vereinen.

 

Dass diese Entwicklung immer negativer wird, und das in einer Gesellschaft, die immer individueller, egoistischer und unsolidarischer ist, gar in ebendiese Richtung zu verrohen droht, ist kaum verwunderlich. Verschlimmert wird das ganze darüber hinaus durch die fortschreitende Entwicklung der diversen Formen der KI, der „Künstlichen Intelligenz“, die, so Soziologen warnend, die Wahrheit vollends zu zerstören droht. Wobei nicht das Werkzeug „KI“ an sich, sondern die entsprechend bedenkliche Gefahr der kriminellen Nutzung durch die Menschen ernsthaft Sorgen machen muss. Doch die Gefahren der KI sind nicht das Thema dieses Beitrages.

 

Im Prinzip soll man bekanntlich Äpfel nicht mit Birnen vergleichen. Eine Streitkultur, die zum Hass entartet, ist einer (eben) gesunden Streitkultur innerhalb unserer harterkämpften Demokratie, die jedoch tagtäglich gehegt und gepflegt werden muss, völlig unwürdig. Jeder riskiert schon mal  sich im Eifer des Gefechts im Ton zu vergreifen, das ist klar. Doch dann muss man nach Korrektur dieser Entgleisung zum normalen Umgangston zurückfinden um die jeweilige Problematik wieder sachlich diskutieren zu können. Jeder Mensch hat nun mal seine eigene Dynamik, sein eigenes Temperament, das ist gewusst, das ist menschlich. Trotzdem: man muss Einsicht beweisen und sich wieder beruhigen können. Besonders der im Netz (über) kritisch geführte politische Diskurs droht jedoch immer mehr in Hassbegriffen zu entgleiten, die politische Debatte in ebendiese kontraproduktive Form der Auseinandersetzung zu entarten. Man setzt sich im Eifer des Gefechts an die Tastatur und gibt – besonders gern anonym –  als Online-Hetzer so ziemlich egal wat von sich, um seinem Frust und seinem Hass freien Lauf zu lassen. Viele geben Statements in einer Tonlage von sich, die sie sich öffentlich und offen niemals trauen würden – was an sich schon verwerflich ist. Feigheit ist eben ein bestimmender Teil vieler Persönlichkeiten, besonders in unsicheren Zeiten, Zivilcourage dabei faktisch inexistent.

 

Bild von Roland Steinmann auf Pixabay

In einer Demokratie mit allen Mitteln Hasstiraden diverser Art zu verbreiten und sich dabei auf das garantierte Recht auf absolute Meinungsfreiheit in Kombination mit einer (un)gepflegten Streitkultur zu berufen, widerspricht jedoch eindeutig dem Prinzip der werteorientierten Kommunikation einer (eben) gesunden Demokratie. Der Respekt im gegenseitigen Meinungsaustausch ist definitiv verloren gegangen, Hass und der Ausdruck des Hasses arten immer mehr aus. Die rezenten Ereignisse hierzulande lassen die diversen Formen des in diesen Zeilen visierten digitalen Hasses, die besonders von rechtsextremen politischen Strömungen bestens „gepflegt“ und befeuert werden, leider bis in die Mitte der Gesellschaft, besonders gefährlich jedoch zu den Jugendlichen oder sogar den Kindern, vordringen. Die verheerenden Konsequenzen sind bekannt, ein Ende absolut nicht in Sicht – im Gegenteil!

 

Bemühen wir einen Teilbereich dieses Hasses: Mit dem Begriff “gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit” bezeichnen in diesem Kontext Forscher ein Verhalten, das Menschen diskriminiert oder mit Vorurteilen belastet, weil sie zu einer bestimmten Gruppe oder einer Minorität innerhalb der Gesellschaft gehören. Diese Gruppe oder diese Minorität wird in ihrer Gesamtheit abgewertet. Philosophisch und nach Schopenhauer gelesen: „Die Welt als Wille zum Realisieren der eigenen Vorstellungen!“ Das scheint heuer leider zur allgemeinen Auffassung zu verkommen. Wie weit sind wir in unserer Demokratie gesunken? Was passiert gerade mit unserer Demokratie, die sich in Hass- und Kampfbegriffen verloren hat? Sollen Hass und Kampf mit den entsprechenden Mitteln des Internets die zukünftige „moderne“ Dynamik des Zusammenlebens darstellen? Landen wir in der Dschungelmentalität, in der das Recht des Stärkeren, des „Infektesten“, des Gemeinsten, regiert? Diese Entwicklung darf so einfach nicht weitergehen, die Gefahr einer weiteren Spaltung der Gesellschaft, die es einfach nicht zusätzlich zu dem, was schon da ist (muss man in diesem Kontext die „Pandemie“ und die „Impfdebatte“ in Erinnerung rufen?) geben darf, muss dringend erkannt und wirksam bekämpft werden. Doch von wem? Den Netzgiganten ist das völlig gleichgültig, Geld und Profit kennen bekanntlich keine Moral. Wer erwartet hier tatsächlich ehrliche Fortschritte?

 

Wir müssen wieder Demokratie und eine gesunde Streitkultur lernen und diese in den Schulen vermitteln. Trotz, Widerstand mittels politischer Bildung – das angesagte, gesunde Kampfmittel gegen Hass und Menschenfeindlichkeit. In einzelnen Auswüchsen die gesellschaftliche Gesamtwirklichkeit und die drohenden Gefahren zu sehen und entsprechend gegenzusteuern, das ist die gesellschaftliche Aufgabe. Doch nur die Politik kann die konkreten Fehlentwicklungen regulierend korrigieren. Betrachtet man jedoch realpolitisch den Selbstdarstellungsdrang der Politprominenz, die in einer anderen Welt zu leben scheint, so lässt die Politik gegenwärtig keine deutlichen Anzeichen in diesem Sinne erkennen…

 

Das kann, ja das darf so nicht weiter gehen!

 

 

 

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1 Comment

  1. Thierry Simonelli

    Esou guer an extremen Fäll ass d’Notioun vun der Haassried alles anescht wéi einfach ze definéieren. Do sollt een vläicht méi viraussiichteg mat den Urteeler fueren, an keng all ze offensichtlech Evidenzen rekrutéieren.

    Och am Extreemfall, schéint sech den Ënnerscheed, z.B.,  tëscht der »einfacher« Ustëftung zu Strofdoten, an der Ustëftung déi en weesentlechen Bäitrag zur folgender Strofdot mécht, am Moment och nach dem “Mécanisme international appelé à exercer les fonctions résiduelles des Tribunaux pénaux” vun Den Haag ze entzéien. 
    (Z.B. am Fall vum serbeschen Vojislav Šešelj:  Fino, Audrey. 2020. „Defining Hate Speech: A Seemingly Elusive Task“. Journal of International Criminal Justice18(1):31–57. https://doi.org/10.1093/jicj/mqaa023)

    Genau déi semantesch a begrëfflech Onbestëmmtheet erlaabt et der EU-Kommissioun, ab dem 25. August, mam Digital Services Act (notamment dem Artikel 57) „tatsächlech oder absehbar negativ Auswierkungen” vun Aussoen schonn als strofbar unzegesinn.

    Aus deem Grond ass d’Argument vun der Haassried virun allem bei deenen beléift, déi sech souwisou un der Meenungsfräiheet stéieren, well se di politesch Autoritéit ënnergrueft. 

    Eng interessant Äntwert op dee Probleme fënnt een am rezenten amerikaneschen Urdeel „Missouri v. Biden“ (S. 3., Juli 2023) géint d’Zensur op de Sozialen Medien: 

    »The principal function of free speech under the United States’ system of government is to invite dispute; it may indeed best serve its high purpose when it induces a condition of unrest, creates dissatisfaction with conditions as they are, or even stirs people to anger.« (Terry A. Doughty. https://ago.mo.gov/docs/default-source/press-releases/missouri-v-biden-ruling.pdf?sfvrsn=dd807c2_2)

    An aneren Wieder, wat an der EU als Haassried oder negativ Auswierkung zenséiert soll ginn, gëllt am politeschen Kontext vum amerikaneschen Recht als héchsten Zweck vun der Meenungsfräiheet: d’Meenungsfräiheet soll en Zoustand der Onrou an der Ëffentlechkeet erbäiféieren deen »Onzefriddenheet mat den bestoenden Verhältnisser« provozéiert an esou guer d’Mënschen zur Roserei ustachelt.  

    An der Positioun zur Haassried stinn sech also zwou ganz verschidden politesch a juristesch Traditiounen géigeniwwer, déi zwar allen zwou fir sech d’Prinzippien vun enger Demokratie revendiquéieren, mee déi Demokratie an dëser Hisiicht bal op géigesätzlech Aart definéieren.  

    Di scheinbar einfach Stellungnamen zur Haassried, an hier vereinfacht Definitiounen beinhalten dohier och direkt politesch Stellungnamen zur Demokratie. Dorop misst een oppassen.

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