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Gesellschaft

Frank Bertemes: Wasser, Joghurt und Daten 

Frank Bertemes: Wasser, Joghurt und Daten
Image par anncapictures de Pixabay

 

nachhaltigkeit: Mutter Erde so behandeln, als wenn wir bleiben wollten.

 

 

Ein wertvolles Zitat eines Unbekannten, das es in der Tat in sich hat. Dass jedoch genau das Gegenteil dessen eher der Fall zu sein scheint, zeigen hierzulande die Projekte um Joghurt und informatische Daten, meint natürlich Fage und Google. Diese scheinen jedenfalls absolut lebensnotwendige Projekte zu sein, wenn man einigen so zuhört, deren Aufregung bei jedweder Kritik an diesen Reizthemen, die das Land teilweise in Rage versetzen, immer wieder befeuert wird.

 

Wirtschaftswachstum ist nicht das, worauf alles gründet – sondern ein intakter Planet. Die schöne Welt, der gesunde Globus, eine lebenswerte Welt, die zu hinterlassen wir unseren Kindern und Enkeln verpflichtet…sein müssten! Für so manche Zeitgenossen eine Plattitüde, meint eine abgedroschene Redewendung oder eine belanglose, gar absolut naive Aussage. Das Wort ist vom französischen Substantiv platitude entlehnt, abgeleitet vom Adjektiv plat („platt“, „flach“; im übertragenen Sinne „banal“) – so eine Erklärung des Begriffs, der nicht umsonst in den Kontext dieser Zeilen einfließen soll. Ebenso wie der strapazierte Begriff der „Nachhaltigkeit“, eine andere Plattitüde im Vokabular und im Verständnis von gewissen gewissenlosen Sündern an unserem Planeten. Begriffe demnach, die so gar nicht in deren Welt einer dominierenden, neoliberalen Wirtschaftsweise, an der diese Wirtschaftseliten mit allen Mitteln festhalten und rein gar nichts zu ändern bereit sind, passen. Und dass unser aller Planet, in dem wir leben, krank ist und darüber hinaus immer noch kränker zu werden droht, dürfte wohl nicht erst nach den rezenten Kommentaren des „Observatoire de l’environnement naturel“ zum desolaten Zustand der hiesigen Biotope, von denen sich rund zwei Drittel (sic!) in einem „unzureichenden“ respektive gar „schlechten“ Zustand befinden, bekannt sein. Ferner sind, nach dem entsprechenden Bericht des “The Global Risks Report 2020 des World Economic Forum” die fünf globalen Risiken der nächsten Jahre, die in Bezug auf ihre Wahrscheinlichkeit am höchsten sind, alle umweltbedingt:

  • Extreme Wetterereignisse mit großen Schäden an Eigentum, Infrastruktur und Menschenleben;
  • Versagen von Regierungen und Unternehmen bei der Eindämmung des Klimawandels und der Anpassung an den Klimawandel;
  • vom Menschen verursachte Umweltschäden und –katastrophen;
  • großer Verlust an biologischer Vielfalt und Zusammenbruch von Ökosystemen mit irreversiblen Folgen für die Umwelt, was zu einer starken Erschöpfung der Ressourcen für die Menschheit und die Industrie führt;
  • große Naturkatastrophen wie Erdbeben, Tsunamis, Vulkanausbrüche und geomagnetische Stürme.

Wir brauchen demnach dringend eine klare Vision, eine mutige Politik und eine wirklich robuste Strategie, um den Ausweg aus dem bestehenden, neoliberal verschuldeten Wachstumsdilemma zu finden. Vom „normalen“ Politikbetrieb werden diese Risiken als reale Konsequenz einer scheinbar „alternativlosen“, weil alleingültigen, eben neoliberalen Wirtschaftsweise allerdings kaum wahrgenommen und in der öffentlichen Debatte allenfalls am Rande erwähnt. Eine wirklich nachhaltig verantwortungsvolle Wirtschaftspolitik, die allerdings in sämtliche Politiken bedingungslos einfließen muss, weil es ansonsten keine wirkliche Nachhaltigkeit geben kann, und um ebendiesem Begriff in real gerecht zu werden, gibt es aktuell nicht – weil diese von den führenden und alles bestimmenden Eliten dieser Erde nicht gewollt ist! Dazu der immer wieder in diesem Kontext bemühte Schweizer Soziologe, sozialdemokratische Politiker, Sachbuch- und Romanautor Jean Ziegler, der als einer der bekanntesten Kapitalismus- und Globalisierungskritiker der Welt gilt,  in einem schon vom Titel her im Sinne des diesen Beitrag einführenden Zitates wichtigen Buchs „Was ist so schlimm am Kapitalismus – Antworten auf die Fragen meiner Enkelin“ sehr deutlich: „Die 500 größten Privatkonzerne haben eine wirtschaftliche und politische Macht, wie sie kein König, kein Kaiser, kein Papst gehabt hat auf diesem Planeten. Sie haben eine Weltdiktatur errichtet, die stärker ist als jeder Staat. Nehmen Sie die Klimadiskussion: Trotz aller Versprechen von Paris 2015 stoßen die fünf größten Produzenten sogar 28 Prozent mehr fossile Brennstoffe aus. Das zeigt die Machtlosigkeit der Staaten. Das merken auch die Jungen, die jetzt auf die Straße gehen. “

Wasser, Joghurt und Daten – sprich Fage und Google – alles völlig ohne Zusammenhang mit all den erwähnten Fakten und Risiken? Das alles geht uns nichts an, es betrifft uns ganz einfach nicht? Unser Luxusländchen …ein Paradies auf Erden? Liest man nämlich gewisse Zuschriften von Zeitgenossen, die von all dem, was den mehr als bedenklichen,  realen Zustand der Natur unseres Landes angeht, anscheinend nichts weiter wissen wollen, und die darüber hinaus, noch und nöcher wiederholt, die oft kommentierten zusätzlichen negativen  Konsequenzen (Verkehr, Lärm, Lichtverschmutzung) dieser irrsinnigen Projekte, die zu befürchten sein werden – besonders natürlich den wahnsinnig hohen Wasserverbrauch von Millionen Litern täglich,  und (eben) die in diesen Zeilen thematisierte Nachhaltigkeit – in der heftigen Debatte verharmlosend darzustellen sich erlauben, darf man durchaus als sehr bedenklich einschätzen. Und dann auch noch die aus deren Sicht „unterlassene“ Debatte um die allmählich auf rund eine Million Einwohner anwachsende Bevölkerung unseres Landes und die massiven Bauaktivitäten als „nicht erwähntes“ zusätzliches Argument als Vorwurf an die Kritiker dieses Größenwahns zu unterstellen und zu benutzen, darf wohl als Affront bezeichnet werden. Als ob diese Tatsachen uns kritisch denkenden Zeitgenossen entgangen wären – ganz im Gegenteil! Ebendiese absolut nicht vergessenen, zusätzlichen Fakten im Kontext Trinkwasser und Energie im Kontext der Projekte Fage und Google verschlimmern dieses Drama doch nur noch mehr!

Wo bleibt die Konsequenz der Politik aufgrund der mehr als verständlichen Empörung besorgter Bürgerinnen und Bürger dieses Landes, dessen natürliches Umfeld, dessen Biotope mitsamt der dort existierenden Fauna und Flora erwiesenermaßen immer mehr bedroht sind?

Wieviel Bewegung und generelle Aufregung zum Topic „ Fage “ tatsächlich besteht, beweist die aktuelle Entwicklung in  diesem pikanten Reizdossier. So wie offiziell vom verantwortlichen Wirtschaftsminister bestätigt, hat der griechische Joghurthersteller seine Pläne für einen Produktionsstandort in Luxemburg zurückgezogen. Das Unternehmen hatte, wie bekannt wurde, bereits vor einigen Tagen dem Wirtschaftsministerium in einem Schreiben mitgeteilt, dass die Firma das Projekt in Höhe von rund 277 Millionen Euro aufgibt. Was dann bekanntlich auch offiziell wurde.  Fage soll das Grundstück im Gewerbegebiet Wolser zum Kaufpreis an den Staat zurückübertragen. Das schrieb das Wirtschaftsministerium am Dienstagnachmittag in einer Pressemitteilung.

Erstaunlich trotzdem das widersprüchliche Verhalten gewisser Politiker, die auf der einen Seite den heuer vollzogenen Rückzug dieses (allerdings völlig überflüssigen) Projektes für den Wirtschaftsstandort Luxemburg bedauern, um im gleichen Atemzug dann die Priorität des Wirtschaftsministeriums in der zukünftigen „Stärkung der Industriestruktur durch Ansiedlung neuer industrieller Aktivitäten an der Spitze des technologischen und ökologischen Fortschritts“ eben auch im Sinne der in diesem Beitrag thematisierten Nachhaltigkeit  zu betonen. Mon oeil…Wusste man das denn nicht schon bereits vor ein paar Jahren, als man auch damals schon den Begriff der „Nachhaltigkeit“  vollmundig in gewissen Sonntagsreden so von sich zu geben beliebte, um dann allerdings, trotz der bereits zu dem Zeitpunkt bestens bekannten sehr ernsten Ressourcen – Problematik, eben  genau das Gegenteil zu veranstalten?

 

Muss man sich deshalb wundern, dass das Vertrauen in die Politik und sein „Fachpersonal“ zunehmend und „nachhaltig“ abzunehmen droht und gewissen Politpopulisten (pikanterweise) noch mehr Wasser auf deren Mühlen spült?

 

Politiker: Schummt iech!

 

Frank Bertemes

 

 

 

 

 

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