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Gesellschaft

Daniel Miltgen: Offener Brief an Frau Blanche WEBER, Vorsitzende des Mouvement Ecologique 

Daniel Miltgen: Offener Brief an Frau Blanche WEBER, Vorsitzende des Mouvement Ecologique
Image par Carabo Spain de Pixabay

Es gibt kaum eine Person in Luxemburg, die derart polarisiert wie die Vorsitzende der Umweltgewerkschaft, so wie sie diese Eigenschaft auch genüsslich pflegt. Die einen vergöttern die unermüdliche Frau und für die anderen ist sie, mit Verlaub, die Inkarnation des Scheusals. Wie dem auch sei, meinen CV hat die einst immer streitsüchtige Querulantin, ohne es wissen zu wollen, sehr stark beeinflusst. Als junger IST-Schüler der Studienrichtung Baufach, ein Fach das exklusiv durchsetzt war mit reaktionären Ausführungen über Straßen-, Beton- und Stahlbau, um nur diese drei Hauptfächer zu nennen, war ich sehr angetan, wenn nicht sogar begeistert, von dem „anderen Wind“ (damals freilich noch ohne Durchzug) der durch den Mouvement Ecologique und sein Pamphlet „De Kéisecker“ verbreitet wurde.

 

In der Hochblüte der schnellen Ortsdurchfahrten, wurden landesweit quasi alle idyllischen Dorfstraßen kostenintensiv auf Geheiß der kommunalen und staatlichen Technokraten verbreitert und begradigt. Ortsgerechte Straßen, die noch nach dem Prinzip des „share space“ organisiert waren, wurden zu autokonformen Rennstrecken, mit zunächst Tempolimit 60 Km/h versteht sich, transformiert. Besonders in den Städten versuchten die zu Verkehrsplanern mutierten Bauingenieure krampfhaft die autogerechte Siedlung herzurichten. Die Fehlinterpretation der Grundsätze der Charta von Athen führte vielerorts dazu, dass die Mixität der urbanen Grundfunktionen aufgelöst wurde, derweil eine neureiche Kaste die soziale Mischung, besonders in den Städten, zersetzte. Skrupellose Immobilienhaie schöpften sämtliche Potentiale der kommunalen Bauzonenpläne aus und errichteten überall monotone Wohnmaschinen. An der menschenverachtenden Retortenstadt Kirchberg wurde mit Hochdruck gewerkelt. Die irreparable Stadt- und Dorferkrankung verbreitete sich flächendeckend wie ein bösartiger Virus.

 

Alle Bäume in den Schulhöfen des Landes wurden abgeholzt damit die Pausenflächen der Kinder großflächig asphaltiert werden konnten. Schrebergärten verschwanden vielerorts und auf den alten wunderprächtigen Friedhöfen verdienten sich Granitverkäufer eine goldene Nase. Anhänger des musealen Denkmalschutzes setzten sich als semiprofessionelle und selbsternannte Experten in Szene. Der grottenhässliche Siedlungsbau verunstaltete nachhaltig ganze Regionen und Landesteile. Die konsequente Zersiedlung der Landschaft stand tagtäglich auf der Agenda. Die Ausräumung der Landschaft und die Begradigung der Fließgewässer ist zum Standard bei vielen Flurbereinigungsprojekten geworden.  Die Entstädterung und die allgemeine Stadtflucht feierten ein Hochamt nach dem anderen.  Landes- und Regionalplanung wurden von den Politikern als die Untaten schlechthin abgetan. Das war grob betrachtet, während Dekaden geltende Norm in Luxemburg!

 

Allein und auf weiter Flur, kämpften die engagierten Anhänger des Mouvement Ecologique gegen diese Frevel an der bebauten und unbebauten Umwelt an, doch leider zu oft ohne einen begründbaren fachlichen Background. In der Tat, ihr Schaffen erinnerte nicht selten an das Vorgehen am Experimentierkasten durch Kinder in Kitas und Grundschulen. Ihre, teils infantilen, Forderungen an die Adresse der beratungsresistenten Politiker aller Couleuren gründeten nicht selten auf emotionalen, nicht vom Verstand geleitenden, Einschätzungen. Nur äußerst rar wurden ausländische Experten eines Schlages von Univ. Prof. Hermann KNOFFLACHER, international anerkannter Verkehrsplaner, an der TU Wien, nach Luxemburg eingeladen.

 

Was blieb denn, angesichts der anhaltenden desaströsen Entwicklung der Dörfer, der Städte, der Regionen und des Landes, einem Idealisten und Schwärmer, wenn auch ohne Hang zum Ökofetischismus, denn anderes übrig als, 10 Jahre nach der Gründung der Umweltgewerkschaft, die kaum merkliche Realitätserfolge aufzuweisen hatte, ein Studium zum Ingenieur für Raumplanung und Raumordnung an der TU Wien zu absolvieren.

 

Doch dieses Vorhaben sollte sich letztendlich als großer Irrtum und Fehler entpuppen. Die ehemaligen Kommilitonen der grünen Liga verhielten sich nämlich nach ihren verheißungsvollen Griffen zu den Schaltstellen der Macht ebenso wie ihre ehemaligen politischen Gegner. Einziger Unterschied: Die Strippenzieher des Mouvement Ecologique gehen heute wesentlich behutsamer mit den Prinzipienschändern der Nachhaltigkeit um, sofern diese aus ihren Reihen hervorgegangen sind.

 

In der Tat, sechs bis acht Stunden Vorlesung, Seminar und Arbeitsgruppe pro Woche, dies während 5 Jahren, am Institut für Verkehrsplanung und -technik an der Donaustadt, machten auch dem dümmsten Absolventen begreiflich, dass der Ausbau einer Autobahn von 4 auf 6 Spuren letztendlich eine erhebliche Vergrößerung des Gesamtverkehrs generieren wird, auch dann wenn die beiden zusätzlichen Spuren für den öffentlichen Verkehr sowie Fahrgemeinschaften reserviert bleiben. Auch erfuhr dort der depperste Student Aufschluss darüber, warum Umgehungs- und Tangentenstraßen aus verkehrstechnischer, siedlungs- und naturschutzpolitischer Sicht nachweislich puren Unsinn darstellen. Dies kann auch dann wissenschaftlich bewiesen werden, wenn die Planungsmaximen aus der Feder eines grünen Ministers für öffentliche Bauten stammen.

 

An Aberwitz kaum zu übertreffen muss aber der pathologische Ausbau des Flughafens „Findel“ zum größten Frachtflughafen Europas und zum größten Passagierflughafen der Großregion betrachtet werden. Während die Touristen in der Regel massiv mit dem PKW und niemals mit der Tram aus der Großregion an- und abfahren, transportieren tausende Sattelschlepper die an- und abgeflogene Fracht über das bereits übersättigte Autobahnnetz Luxemburgs. Das leidige Thema über das politisch ebenso gewollte aufgeweichte Nachtflugverbot, bleibt heute außen vor, auch wenn dieser Verrat an den Anrainern des Flughafens am Schreibtisch eines grünen Transportministers zelebriert wurde.

 

Der gratis öffentliche Verkehr, der faktisch überhaupt nicht gratis ist, wird kaum viel mehr Kunden anziehen. Aus Städten die dieses Angebot bereits vor langer Zeit zur Realität machten, ist bekannt, dass durch eine derartige Maßnahme der Fußgängerverkehr zurückgegangen ist, da weniger Menschen durch die Straßen schlendern und flanieren, eine Tatsache die besonders den städtischen Geschäftswelten arg zu schaffen macht.

 

In den Trabantenstädten Kirchberg, Belval und Ban de Gasperich werden weiterhin, obwohl lautstark anders versprochen, menschenunwürdige Strukturen errichtet. Die Mischung der urbanen Grundfunktionen und die soziale Mixität, grundlegende Fundamente einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung, werden weiterhin auf dem Altar der Profitgier sowie der politischen Beihilfe und/oder Ignoranz geopfert. Und es sieht nicht so aus, als würde bei den jüngsten Siedlungsvorhaben „Lentille Rouge“ und „Arlonerstraße“ ein grundlegender Paradigmenwechsel vollzogen werden. Kaum vorstellbar angesichts der Tatsache, dass ein grüner Wohnungsbauminister das staatlich subventionierte Wohnprojekt „Elmen“ mitten im Nirgendwo, als Verkehrserreger auf der grünen Wiese errichtet, über den Klee lobt

 

An den, das Prinzip des integrativen Planungskonzeptes verhindernden, Sektoralplänen wird nach dem Gusto der ewig gestrigen Geographenriege weiter laboriert, obwohl diese Sicht der Dinge zweifelsohne wieder einmal in eine Planungssackgasse führen wird. Ein integratives Landesplanungskonzept, erarbeitet im Windschatten eines echten professionell gestalteten partizipativen Ansatzes, gefolgt von regionalen und lokalen Planungskonzepten, könnte das Land fit machen für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung nach sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Grundsätzen. Einem grünem Landesplanungsminister würde es gut zu Gesicht stehen, wenn unser Land sich endlich in diese Richtung bewegen würde.

 

Denk.mal ! So der Ratschlag an die Adresse der grünen Denkmalschutzministerin. Denn leider begreift ihr neues Denkmalschutzgesetz das historische Erbe nicht als Ausgangspunkt und Fundament einer integrativer Dorf- und Stadtentwicklung. In der Tat, es reicht bei weitem nicht aus, von Menschen geschaffene unbewegliche und bewegliche Gegenstände die von geschichtlicher, künstlicher oder sonstigen kultureller Bedeutung sind und deren Erhalt von öffentlichem Interesse sein sollte, einfach zu schützen.

 

… doch Frau Weber schweigt beharrlich.

 

Luxemburg, den 15. Juni 2020

Daniel MILTGEN

Ing. für Raumplanung und Raumordnung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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