Das Problem ist bekannt. Doch es geschah lange nichts. Bis die Sauerei heuer wieder einmal und hoffentlich endgültig in den Schlagzeilen der internationalen Medien gelandet ist: die Fleischindustrie! Der Fleischbaron Clemens Tönnies hat nicht nur ganz Deutschland gegen sich aufgebracht, sondern eine europaweite Systemfrage befeuert, die längst überfällig war. Das extrem billige Fleisch, das Leid der Tiere, das Sterben der Bauernhöfe und die unerträgliche Situation der Arbeiter*innen aus Rumänien, Polen und Ungarn sind Facetten eines Systems, das endlich überwunden werden muss. Es geht um das System der Mega-Schlachthöfe und Billig-Fleisch Produzenten, die durch ihre infekte und (leider) politisch absolut tolerierte Billiglohnpraxis, mit der aktiven Mithilfe einer mehr als nur bedenklichen EU-Politik in den Schlagzeilen sind! Demnach ein weiteres Grundproblem neoliberaler Wirtschaftspolitik, die es Konzernherren à la Tönnies erlaubt, sehr reich zu werden.
Doch dafür musste erst einmal eine Masseninfektion in einem dieser Fleischkonzerne her, um das Thema wieder einmal, doch diesmal eben spürbar anders, in den Fokus der allgemeinen Aufmerksamkeit zu rücken. Es musste schon ein Virus brutal eingreifen, damit die Tönnies-Werksarbeiter plötzlich tatsächlich als Menschen wahrgenommen werden. Nur: Was wird denn jetzt passieren? Das darf man sich als kritischer Konsument und EU-Bürger fragen. Wie werden denn die verantwortliche EU – Politkaste, die für diese Misere absolut mitverantwortlich ist, denn nun reagieren? Ist ein Ende der Gier dieser chronisch unbefriedigten Konzernherren in Sicht?
Ein Skandal ist in diesem Kontext eigentlich auch die Tatsache, dass die Mega- Schlachthäuser – die nichts weiter als eine Mensch – und Tierrechte verachtende Fleischindustrie der schlimmsten Art darstellen – von wissenschaftlicher Einschätzung her als internationale Hotspots in Sachen Seuchen eingeschätzt werden. Und das nicht erst seit gestern. EU- Reaktion? Natürlich gleich Null! Wie steht es denn um die Verantwortung in Sachen Konsumentenschutz, in Sachen Volksgesundheit, Umwelt – und Tierschutz usw.- das System T wirft so manche Fragen auf, die bisher in bekannter Vogel-Strauß-Politik, also der Art des Verhaltens, eine Gefahr nicht sehen zu wollen – bis es definitiv zu spät ist!
Die Mega-Schlachthöfe beschäftigen tausende Osteuropäer*innen, die zu undurchsichtigen Bedingungen, geringen Löhnen und unter schlechtem Gesundheits- und Arbeitsschutz per Werkvertrag über Subunternehmen angestellt sind. Der enorme Preisdruck wirkt sich auch auf die Haltungsbedingungen der Tiere aus. Immer wieder berichten Tierärzte u.a. über krank angelieferte Schweine. Das Geschäftsmodell der Fleischindustrie lässt Bauernhöfe sterben und befördert Qualzuchten, die das kurze Leben der Mastschweine zur Hölle machen. Zudem entsteht ein Ackerbau, der europaweit die Insekten und in Südamerika die Regenwälder zerstört. Die Konzentration in der Branche hat regionale und lokale Schlachthäuser verschwinden lassen. Die Tiere müssen vor ihrem Tod viele Stunden in Transportern ausharren. Die gesetzlich erlaubten Transportstunden (generell 8 Stunden) werden laufend überschritten, aber zahlreiche Ausnahmen ermöglichen noch längere Torturen. Wer bitte erlaubt eine derartige Tierquälerei? Ebendieses Problem der alltäglichen Tierquälerei ist ebenfalls seit Jahren bekannt. Die Berichte dieser überflüssigen Tiertransporte über lange Strecken haben schon grausame Bilder in unseren Köpfen hinterlassen. Ebenso wie jene der Qual bei der Schlachtung: Je billiger und schneller alles gehen muss, desto mehr leiden die Tiere. Seit Jahren kämpfen Tierschutzinitiativen darum, mehr Fakten über das Schlachten zu bekommen und kritisieren die Betäubung der Tiere durch CO2, das bei den Schweinen Panik auslöst. Und es gibt das Risiko, dass Tiere bei lebendigem Leib in heißem Wasser „abgebrüht“ werden. So diverse grausame Statements zu diesem Thema, das den Zeilenschreiber immer wieder in Rage versetzt – und eines klar und deutlich aufzeigt: das Versagen der EU und jener Politiker, die sich so gerne mit Konzernchefs, wie eben Tönnies, strahlend und mit Champagnerglas in der Hand fotografieren lassen. Nur: spätestens jetzt ist Schluss damit. Das System steht wohl definitiv in heftigster Kritik. Doch nicht nur die Konzernbosse, sondern auch jene, die ihnen dieses System erlaubt haben!
Und: diese Fakten machen darüber hinaus klar: Die Fleischproduktion, und das nicht nur in Deutschland, das eigentlich mit dem heuer brandaktuellen „System T“ nur ein abschreckendes Beispiel einer Grundproblematik in diesem Kontext darstellt, muss sich grundlegend ändern. Und die Chance ist nun doch eigentlich da – weil Politiker*innen aufgeschreckt sind!
Doch nicht nur die sind gefordert, sondern wir alle. Wir sind als Konsumenten – und auch das muss einfach gesagt sein – nicht nur mit unserem Konsumverhalten Teil des Problems, sondern auch Teil der Lösung – indem wir unseren oft übertriebenen Fleischkonsum nicht nur überdenken, sondern auch dafür bereit sein sollten, mehr für Qualität zu bezahlen, statt billige Quantität blind zu unterstützen!
Die Verantwortung liegt demnach auch bei uns selbst!
…und dann hat sich das Sytem T von selbst erledigt!