„Wir bedenken manches erst, wenn es bedenklich geworden ist.“
Henriette Hanke (Schriftstellerin der Spätromantik)
Eines vorweg: Wenn man die Rückkehr des CSV-Staates beklagt, so stellt sich auch die Frage, wie denn die „neue“ CSV als führende Kraft dieses neuen, erneuten, ja zurückgekehrten CSV-Staates unter dem „neuen Luc“ in puncto „Hohes C“ gestaltet werden soll. Eine Frage, die zumindest in einem Punkt sehr schnell beantwortet werden kann: das „C“, die moralischen Werte dieses „C“ , sind für die CSV inhaltlich völlig irrelevant, denn ob deren Mitglieder gläubig sind oder nicht, interessiert niemanden. Das C im Parteilogo garantiert allerdings – zumindest noch – den politischen Erfolg um den es, parteipolitisch opportunistisch betrachtet, immer ging und auch weiterhin gehen wird.
So manche politische Karriere konnte für gewisse Protagonisten nur in dieser Volkspartei den für diese erwarteten Erfolg garantieren, C hin oder her. Egal wie: Das C ist immer noch gut fürs Gesicht nach Außen, intern wird es einfach eingeebnet. In dem Sinne unterscheidet sich die „moderne“ CSV als Führungskraft des historisch durchaus existenten CSV – Staates, der, so ein entsprechender Leitartikel im (bistumsbefreiten) Wort, „zurück ist“, schon von dem „alten“. Das bedrückt verständlicherweise besonders jene, die noch etwas von christlichen Werten als moralische Basis der C-Partei und eines auf ebendiesen Werten beruhenden Staates halten. Und das ist in der Tat besonders einem Mann des „alten“ CSV-Staates zu „verdanken“, der allerdings sehr wenig mit dem am Hut hat, was man unter „christlichen“ Werten versteht und der, wie schon so oft bemerkt, umso mehr eine mehr oder weniger unauffällige, inhaltlich jedoch evidente, rein wirtschaftsliberale Umgestaltung dieses „alten“ CSV-Staates im Schilde führt.
Das gute Modell der sozialen Marktwirtschaft muss unter dem Diktat der unverbesserlichen, neoliberalen EU – Kommission immer mehr den Interessen des „freien Marktes“ weichen, der Mensch, das Menschliche, verkümmert dabei zusehends. Und mit wem könnte unser nun nicht mehr so neue Staatsminister diese Ziele schon besser als mit der ihm untertänigen DP, einer Partei der Beliebigkeit, die natürlich die gleichen Absichten verfolgt, erreichen?
Dass man diese Verdächtigungen an diversen politischen Dossiers festmachen kann, darf man schon anhand der aktuell heftig diskutierten Reform der Pensionsversicherung unterstellen – eine Debatte, die Herr Frieden bekanntlich (Zitat, von anderen nachgeplappert) „möglichst unaufgeregt“ führen will. Dass die diesbezüglichen EU-Vorgaben – Stichwort: Stärkung der privaten Vorsorge oder auch mehr Eigenverantwortung (in Richtung Altersarmut?) – schon mal richtungsweisend sind, dürfte wohl klar sein. Besonders beachtlich ist heuer das Taktieren in der Methode des Begriffs „jesuitisch“ im Kontext des Caritas-Skandals, der einen (bekannten) CSV – Staat offenbart, der scheinbar doch in der altbekannten Form der Komplizenschaft mit der (zur Sache verdächtigerweise bis kurz vor dem Papstbesuch schweigenden) katholischen Kirche funktioniert.
Was hinter den Kulissen da schon alles so abgelaufen ist, kann man nur erraten. Dabei scheint es völlig gleichgültig zu sein, wo denn nun die ominösen 61 Millionen Euro der größten Wohlfahrtsorganisation verschwunden sind, Hauptsache, man reagiert schnell. Und das kann der „neue CSV-Staat“ durchaus, indem man einen HUT aus dem Hut zaubert – schon geschickt eingefädelt. Und das mit einem der politischen Richtung gefälligen Führungspersonal versteht sich. Eine Kirchenführung, die in ihrer Haltung gegenüber der Caritas, die egal wie immer eine durchaus glaubwürdige Organisation innerhalb ebendieser Catholica war, doch niemand versteht und das unter einem Erzbischof (wo ist eigentlich der ach so soziale Weihbischof in dieser Debatte untergetaucht?) der doch so ziemlich „egal wat“ von sich gibt. O ja: wieder einmal der Beweis, wie man in diesem Lande heuer weiterhin die gelebte Kultur der Verantwortungslosigkeit zu pflegen beliebt…
Quo vadis CSV-Staat? Quo vadis Catholica ?
Frank Bertemes