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Frank Bertemes: Ökosoziale Utopie? 

Frank Bertemes: Ökosoziale Utopie?
Foto von Qutaiba Enaya von Pexels

„Nichts sieht hinterher so einfach aus wie eine verwirklichte Utopie.“

Wernher von Braun

Deutscher und später US-amerikanischer Raketeningenieur, Wegbereiter und Visionär der Raumfahrt.

                                            

Nein, wir fliegen nicht im Weltall umher, sondern bleiben schön brav auf unserer Mutter Erde. Auf unserem einzigartigen Planeten – den wir viel zu lange nicht respektiert, gar vergewaltigt haben. Wir Menschen haben es, ob unserer unstillbaren Gier, besonders jedoch jener einer elitären, kapitalistischen Minorität, bewusst verpasst, als verantwortungsvolle Gärtner unserer Welt, eigentlich in unserem ureigenen Interesse, unsere Erde, für die es keinen Plan B gibt, nachhaltig zu hegen und zu pflegen. Mit Liebe und Respekt. Termini, die besonders der visierten, egozentrischen Kapitalelite völlig unbekannt sind. Die Konsequenzen dieser unverzeihlichen Unterlassungen, dieser unverantwortlichen Handlungsweise, erleben wir heuer alle. Wir riskieren vieles, ja alles zu verlieren, uns selbst zu zerstören….

„Tötet nicht die Bäume, macht nicht das Wasser unserer Flüsse trübe. Reißt nicht die Eingeweide unserer Erde auf. Sonst werden die Flüsse und Bäume weinen…“So die Indianerweisheit des Keokuk, zu Deutsch „Laufender Fuchs“, Oberhäuptling der Nordamerikanischen Indianer der Sauk und Fox, der von 1780 bis 1848 lebte.

Und im Endeffekt weinen wir, die Menschen…

Deshalb ist es wahrlich an der Zeit, dieses natur- und menschenfeindliche, rücksichtslose neoliberale Wirtschaftssystem endlich zu beenden, und einen nachhaltigen Paradigmenwechsel hin zu einer ökologisch-sozialen Wirtschaftsweise, die Mensch und Natur strikt respektiert, zu vollziehen. Einer ökosozialen Utopie endlich Realität zu geben, das wär‘ schon mal was, oder? In dem Sinne durchaus relevant ist die rezente digitale Neujahrsansprache des Ko-Sprechers von „Déi Lénk“ – eine interessante Initiative übrigens. Diese Partei setzt sich für eine im Sinne des einführenden Zitates durchaus realisierbare Utopie ein, die als politische „Nach-Corona“ – Konsequenz doch nur ein Must für alle politischen Parteien wäre, oder etwa nicht? Denn dass es so wie vorher einfach nicht mehr weiter gehen kann und darf, dürfte eine der großen, durchaus positiven Lehren dieser Pandemie sein. Gary Diderich entwickelte jedenfalls mit seiner Vision einer ganz anders organisierten Gesellschaft, die u. a. nicht mehr dem Dogma der Gewinnmaximierung um jeden Preis folgen darf, eine wichtige politische Forderung. Alle nur eine ökosoziale Utopie, die realpolitisch nicht umsetzbar ist? Mitnichten…

Denn dass dies auch als Unternehmen durchaus machbar ist, beweist der „ewige GärtnerGötz Rehn, der als einer der grünen Pioniere Deutschlands nicht nur mit „Alnatura“ eine bestbekannte Produktmarke und eine Biosupermarktkette aufgebaut hat, die in der Tat beispielhaft ist, sondern (eben) vor allem eines aufzeigt, nämlich dass Unternehmen anders wirtschaften können. Er spricht in einem lesenswerten stern-Interview nach einer philosophischen Reise durch Zeit und Raum von Platon, Goethe und Novalis, fliegt dann über ein Getreidefeld und moniert den bekannten Teufelskreis der industriellen Landwirtschaft. Er stellt fest, dass wir Menschen die Dinge nicht zu Ende denken und dass wir endlich lernen müssen, ganzheitlich zu denken. „Die Wirtschaft ist für den Menschen da und nicht umgekehrt“, so Götz Rehn, dessen Menschenbild übrigens von der Anthroposophie (altgriechisch für „Mensch“ und „Weisheit“, eine von Rudolf Steiner – 1861–1925 – begründete, weltweit vertretene spirituelle und esoterische Weltanschauung sowie der zugehörige Ausbildungs- und Erkenntnisweg) geprägt ist. Das Prinzip Nachhaltigkeit brannte er von Anfang an die DNA seiner Firma und auf diesen Werten, seiner Denkweise entsprechend, hat er seinen Betrieb, der immer schneller gewachsen ist, ab dem Gründungsjahr 1984 aufgebaut. Eine Success-Story, die sein direktes Umfeld damals als pure Utopie ansah, Freunde, die ihm sagten: „Tu es nicht!“ Ein Irrtum, wie sich glücklicherweise herausstellte. Heute gibt es 143 Filialen in 68 Städten, 1300 Produkte, 3750 Mitarbeiter, 1,15 Milliarden Umsatz …und der Gewinn? Frei nach Rehns Motto „Erst der Sinn, dann der Gewinn“ – anderthalb bis zwei Prozent. „Das muss auch reichen“, so der Unternehmer. Denn wenn es mehr sind, senkt er die Preise – so etwas gibt es tatsächlich! Der Sohn einer deutschen Arztfamilie (Vater und Großvater waren bekannte Chirurgen) hatte immer schon die Idee, ein Unternehmen zu schaffen, das anders ist. Schon als Kind pflanzte er im Garten der Großeltern Beeren und Gemüse an, ging in Freiburg, später in Bochum auf die Waldorfschule, machte 1970 Abitur und studierte Volkswirtschaftslehre. Sein Berufsweg begann klassisch, startete als Produktmanager beim – sicherlich abschreckenden Beispiel – „Nestlé“ und stellte sich dann seine von ihm bekannte Frage nach dem Sinn. Dann traf er einen Anthroposophen und einen Unternehmer, der darüber nachdachte, wie man Mitarbeiter zufriedener macht – eine Fragestellung, die übrigens nichts an Aktualität verloren hat. Er blieb an der Frage dran, sie ließ ihn nie mehr los. Er hielt Vorträge über soziale Organisationen und mithilfe seines späteren Schwagers und DM-Gründers Götz Werner gründete er seine heutige Firma, die im Jahr 1987 mit einem ersten Laden in Mannheim begann. Er, der nicht Arzt, sondern nach eigener Bezeichnung „Wirtschaftsarzt“ wurde, kann uns heute beweisen, dass ein Unternehmen eben durchaus anders wirtschaften kann. Seine Aussagen waren für ihn Programm! Nicht umsonst erhielt Rehn den Deutschen Gründerpreis für sein Lebenswerk. Die Jury lobte sein einmaliges Ökosystem, dass er „konsequent Mensch und Natur ins Zentrum stellte.“ Dass mittlerweile auch bekannte Discounter in Bio machen, stört ihn nicht weiter, im Gegenteil– „Je mehr Bio, desto besser!“, sagt er – „…sofern die Preise für die Landwirte und Milchbauern gut sind und die Qualität stimmt,“ wie er präzisiert. Und dem kann man als Verbraucher nur zustimmen.

 

Ökosoziale Systemverantwortung als durchaus in die Realität umsetzbare Utopie – geht doch! Man muss es nur wollen, den Worten Taten folgen lassen, so lautet die unmissverständliche Ansage.

 

Wir müssen unsere Wirtschaft demnach endlich ganz neu ausrichten, aus Einsicht handeln, nicht weil uns jemand etwas vorschreibt, sondern weil es ganz einfach nicht mehr anders geht, ja gehen darf…

 

Nur die Kraft der Utopie kann den Menschen über alle Abgründe von Theorie und Praxis zur Wahrheit tragen.

© Gjergj Perluca (*1944), emer. Prof. für Physik und freier Journalist aus Shkoder, Albanien

 

Frank Bertemes

 

 

 

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