In immer mehr Cafés, Bars, Restaurants – ja, selbst in kleinen Lebensmittelläden – stehen heute Glücksspielautomaten. Was einst die Ausnahme war, ist vielerorts zur Norm geworden. In manchen Lokalen finden sich gleich mehrere dieser Geräte – teils offen im Gastraum, teils diskret in Hinterzimmern oder gar auf dem Weg zur Toilette. Auch kleine Automaten, die ausschließlich Münzen schlucken – und ausnahmslos illegal betrieben werden – stehen inzwischen offen auf dem Tresen.
Ein Teil dieser Geräte stammt von der Loterie Nationale, ein anderer von privaten, de facto illegalen Anbietern. Der Effekt ist überall derselbe: ein explosionsartiger Anstieg an Automaten, die das Bild der Gastronomie verändern – hin zu halböffentlichen Spielhallen. Ein Wildwuchs, der kaum kontrolliert wird und auf Kosten der Allgemeinheit wächst.
Der Übergang vom harmlosen Spiel zur problematischen Gewohnheit ist fließend. Was mit kleinen Einsätzen beginnt, wird schnell zur täglichen Routine – mit erheblichen Verlusten Woche für Woche. Niemand ist vor Spielsucht gefeit. Sie betrifft Menschen aus allen sozialen Schichten, Altersgruppen und Bildungshintergründen – unabhängig von Herkunft oder Lebenslage. Besonders in belastenden Lebensphasen oder bei psychischer Vorbelastung steigt das Risiko deutlich an.
Das Problem: Alkohol, Geselligkeit und Glücksspiel treffen in der Gastronomie aufeinander. Die Hürde, die ersten Euros in einen Automaten zu werfen, ist niedrig – vor allem in vertrauter Atmosphäre unter Bekannten. Die Geräte selbst sind psychologisch durchdesignt: schnelle Spielzyklen, leuchtende Farben, eingängige Sounds – alles zielt darauf ab, Spieler:innen möglichst lange am Gerät zu halten.
Die Verantwortung? Sie bleibt diffus. „Prävention“ besteht oft nur aus einem Faltblatt. Die Loterie Nationale, die mit ihren Automaten Millionen verdient und mit dem Slogan „for good causes“ wirbt, hat zwar eine eigene Helpline, verweist bei Hilferufen jedoch lediglich an externe Stellen wie das ZEV oder SOS Détresse (454545). Dabei trägt sie als staatlich legitimierter Anbieter eine besondere Verantwortung – auch für jene, die durch ihr Angebot in Schwierigkeiten geraten.
Gleichzeitig darf man die wirtschaftliche Realität vieler Café- und Barbetreiber nicht ausblenden. Viele kämpfen ums

Überleben. Gestiegene Energiepreise, hohe Personalkosten, verändertes Freizeitverhalten oder restriktive Brauereiverträge machen es schwer, wirtschaftlich zu bestehen. Für manche sind die Automaten – ob legal oder nicht – die letzte Möglichkeit, finanziell über die Runden zu kommen. Auch das ist Realität.
Eine wirksame Regulierung müsste beides berücksichtigen: die Gefahr der Sucht ebenso wie die wirtschaftliche Not in der Gastronomie. Automaten dürfen nicht länger unkontrolliert in den Lokalen stehen – schon gar nicht illegale Geräte, die keinerlei Auflagen erfüllen. Gleichzeitig braucht es eine Möglichkeit, bestehende Anbieter aus dem Graubereich in ein faires Lizenzsystem zu überführen: mit strengen Regeln, klarer Aufsicht und verbindlichen Steuerabgaben. Also: faire Chancen statt Monopolpolitik.
Nicht zuletzt betrifft die Problematik auch das Sozial- und Gesundheitswesen. Spielsucht ist kein Randphänomen. Sie führt zu finanziellen Krisen, psychischen Erkrankungen und sozialen Abstürzen. Eine strenge Regulierung würde nicht nur Betroffene schützen, sondern auch das Gesundheitssystem und Sozialsystem entlasten. Anbieter von Glücksspielautomaten sollten daher verpflichtet werden, in einen Fonds für Prävention und Behandlung von Spielsucht einzuzahlen.
Glücksspiel ist kein rein privates Vergnügen. Es wird beworben, bereitgestellt und verfügbar gemacht – oft genau dort, wo Menschen schwach werden. Wer Verantwortung ernst nimmt, kann nicht länger zusehen. Es braucht Kontrolle, klare Regeln und den Mut, einen unhaltbaren Zustand zu beenden – im Interesse der Betroffenen, der Gastronomie, der öffentlichen Gesundheit und der Gesellschaft insgesamt.
Selena Mouni