Inspiration
Der Begriff „Inspiration“ leitet sich vom lateinischen Begriff für Beseelung, meint „Leben, Geist einhauchen“ ab. Verwendet wird der Begriff im Zusammenhang mit Eingebungen und Ideen.
„Der Mensch hat dreierlei Wege, klug zu handeln: durch Nachdenken ist der edelste, durch Nachahmen der einfachste, durch Erfahrung der bitterste.“
Niemand will das bestreiten, zumal wir das alles irgendwann schon einmal gehört oder gar selbst erlebt haben. Diese Weisheit wird Konfuzius zugesprochen und wird deswegen so häufig zitiert, weil dieser chinesische Philosoph in selten erreichter Intensität über das Leben und die menschliche Ordnung nachgedacht hat. Die Botschaften aus dem 5. Jahrhundert unserer (falschen) „christlichen“ Zeitrechnung sind meist einfach formuliert. Deswegen sind sie verständlich. Aus demselben Grund lassen sie aber auch Interpretationsspielraum. Konfuzius verstand sich zu seiner Zeit als Ideengeber. Er ist der populärste Vertreter des sogenannten Taoismus*, der „Lehre vom Weg“. Und diese Lehre des Weges dürfte heuer in diversen Debatten unseres Landes hochaktuell und nützlich sein…
Will man beispielsweise über „Zielstrebigkeit“ reden, jedoch Zweifel an der Machbarkeit derselben hat, dann kann man mit Konfuzius Vertrauen aufbauen:
„Wer das Ziel kennt, kann entscheiden.
Wer entscheidet, findet Ruhe.
Wer Ruhe findet, ist sicher.
Wer sicher ist, kann überlegen.
Wer überlegt, kann verbessern.“
Genau genommen geht die Weisheit von klaren und akzeptierten Zielen aus, die Kraft, Ruhe und Sicherheit geben. „Wer das Ziel kennt, kann entscheiden.“ Sofern man ebendieses Ziel tatsächlich kennt, kann man auch die der Situation entsprechend angesagten Entscheidungen beschreiben, die zu treffen sind. „Wer entscheidet, findet Ruhe.“ Dem folgt: „Wer Ruhe findet, ist sicher.“ So weckt man Selbstvertrauen. Konfuzius weiter: „Wer sicher ist, kann überlegen.“ Kann demnach also Ideen, Ansatzpunkte für die nächsten Schritte entwickeln. Das wird nicht ohne Diskussionen gehen. Egal wie: „Wer überlegt, kann verbessern.“ …und schlussendlich nur gewinnen!
Weshalb das alles? Nun, diese Inspirationen könnten in den aktuellen Diskussionen, sowohl im Kontext unserer Staatsform (die man nun unaufgeregt und eben sehr wohl überlegt führen sollte) als auch der Politdebatte um den drohenden Untergang der Sozialdemokratie – ein Risiko, das die LSAP in eine elektoral gesehen durchaus sehr ernste Lage zu versetzen droht, wie dies von den republikanisch orientierten Jungsozialisten völlig zurecht befürchtet wird – sehr nützlich sein.
Nicht nur Jeannot Waringo will der Regierung Inspiration vermitteln, die wahrlich sehr dringend ist, sondern auch Jungsozialisten wie beispielsweise Georges Sold, der Vorsitzende der JSL – an die Adresse der sozialistischen Mutterpartei. Auch anderen geht es nicht besser, und in dem Sinne befinden wir uns egal wie in einer ernsten Gesellschaftskrise, die Inspiration mit Konsequenz verlangt…
Frank Bertemes
*„Der Taoismus ist die Wurzel des Konfuzianismus und der Konfuzianismus ist das Endergebnis des Taoismus“ aus: Geschichte der mittelalterlichen chinesischen Philosophie – Alfred Forke – 1964