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Gesellschaft

Gefälligkeitsjournalismus statt kritischer Berichterstattung -Teil 2 

Gefälligkeitsjournalismus statt kritischer Berichterstattung -Teil 2
frei nach Munch

Wenn Journalisten  nicht mehr kritisch berichten, sondern zu Sprachrohren für persönliche Abrechnungen und Vetternwirtschaft („Copinage“) werden, ist der Kern des seriösen Journalismus ernsthaft in Gefahr. Nach einer ersten Analyse hier auf GK Online und nach zahlreichen Reaktionen zum Thema folgt nun der zweite Teil, wie  Thills Gefälligkeitsartikel dem Ansehen des Berufsstandes schaden  können.

Fallbeispiel: Catherine Gaeng – Ehefrau von Enrico Lunghi

Was auf den ersten Blick als seriöser Beitrag im Wort unter dem Titel „Wut im Bauch“ erscheint, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als tendenziöser Monolog, der jede journalistische Ausgewogenheit vermissen lässt. Der Artikel übernimmt nahezu unkritisch die Sichtweise  Gaengs und ist gespickt mit unbelegten Anschuldigungen. Kritische Gegenstimmen – insbesondere der betroffenen RTL-Journalisten – werden konsequent ausgeblendet.

Einseitige Parteinahme statt Distanz

Thill verlässt die Ebene objektiver Information und übernimmt nahezu wortgleich die Positionen Gaengs. Die RTL-Journalisten, die im Zentrum der Affäre stehen, werden nicht kontaktiert, nicht befragt, sie existieren lediglich als Projektionsfläche für massive Vorwürfe. Dass ein solches Vorgehen unethisch, journalistisch unhaltbar und deontologisch fragwürdig ist, scheint Thill nicht zu stören. Doch wer die Pressefreiheit ernst nimmt, muss gerade in aufgeladenen Kontexten  und Konflikten sorgfältig zwischen Darstellung und Distanz unterscheiden.

Ein Interview als Tribunal

Das Interview mit Gaeng gerät zur Anklageschrift – und Thill zum willfährigen Überträger. Kritische Nachfragen? Fehlanzeige. Faktencheck? Nicht vorhanden. Kontextualisierung? Unterlassen. Stattdessen wird ein einseitiges Narrativ gestützt, das nichts zur Aufklärung  sondern aktiv zur Polarisierung beiträgt. Der Artikel wirkt wie ein publizistisches Tribunal – nicht wie journalistische Arbeit. Das ist nicht Journalismus- das ist Beihilfe zur Demontage eines Mediums.

Doppelmoral in der Kulturberichterstattung

Marc Thill hat sich in seiner Rolle als Kulturjournalist häufig als Verteidiger des kulturpolitischen Establishments hervorgetan – ob in apologetischen  Porträts , in überschwänglichen Darstellungen  oder in peinlichen  Lobeshymnen .  Doch mit dem Beitrag zu Gaengs Buch überschreitet Thill  vollends die Grenze zur Kampagnenjournalistik. Während er sonst jede kritische Auseinandersetzung mit Machtstrukturen scheut, wird hier mit drastischer Wortwahl gegen jene ausgeholt, die wagen die  „heilige Kulturfamilie“ zu hinterfragen . Dass dies während eines laufenden Verfahrens geschieht, macht es umso problematischer.

Ein journalistisches Versagen mit weitreichenden Folgen

Die strukturelle Nähe Thills zum kulturellen Machtapparat, zum kulturpolitischen Establishment Luxemburgs ist seit Jahren bekannt. Doch mit Artikeln wie diesem, untergräbt er das Vertrauen in eine unabhängige Presse.  Thill hat mit diesem Text nicht nur gegen grundlegende  Standards seines Berufsstandes verstoßen – er hat aktiv zur Verrohung des öffentlichen Diskurses beigetragen.

Fazit: Eine rote Linie wurde überschritten

Ein Interview, das zur Anklage wird. Ein Medium, das keine kritische Prüfung mehr vornimmt. Ein Journalist, der sich jeder Verantwortung entzieht. Das ist die Bilanz von  Thills einseitigem  Beitrag. Wer so handelt, darf sich über wachsende Medienverdrossenheit nicht wundern. Der Fall ist ein Beispiel  für Gefälligkeitsjournalismus und Copinage  in Reinkultur .

Thills eigene Zitate sprechen für sich – und gegen ihn

So schreibt Thill im besagten Artikel unter anderem: „RTL-Direktor Alain Berwick hat die Sendung ‘Den Nol op de Kapp’ unterstützt. Er war es, der den Sender auf die Schiene des Populismus hinabgeführt hat.“ Und weiter: „Viele hatten es in der Tat immer wieder auf den Direktor (Lunghi) abgesehen. Von Schram über Thoma und Berwick bis in den eigenen Verwaltungsrat hinein.“ Solche Aussagen suggerieren eine mediale Verschwörung gegen Lunghi – ohne jeden Beleg.  Tatsache ist: Während der über 20-jährigen Laufzeit und in über 850 Sendungen von ‘Den Nol’ wurde Enrico Lunghi oder dessen Kulturpolitik  nicht ein einziges mal weder thematisiert noch kritisiert.

Eine Lüge in einem renommierten Medium?

Die Behauptungen Thills entbehren nicht nur jeder Grundlage – sie sind objektiv falsch. Umso erstaunlicher ist es, dass ein solcher Artikel in einem renommierten Medium  erscheinen konnte. Doch wer via Internet  im Archiv der Wort- Ausgabe vom 19. April 2018 (Nr. 92) nach dem Artikel „Wut im Bauch“ sucht, wird enttäuscht: Der Text ist dort nicht aufzufinden, obwohl alle anderen Artikel des Tages gelistet sind. Ein weiteres fragwürdiges Detail in einem ohnehin dubiosen Vorgang.

Dass das Gaeng-Buch gespickt ist mit Beleidigungen und falschen Anschuldigungen en serie, juckt den Artikelschreiber Thill keineswegs.

Schweigen im Wald auch über die Tatsache, dass strafrechtliche Klagen gegen Gaeng  und ihren Ehemann  vorliegen  und  man gespannt sein darf, wie Thill  diese   Verfahren – le moment venu – der Oeffentlichkeit vermitteln wird.    

 

Ënnendrënner den Artikel am Wort vm Marc Thill aus dem Joer 2018

 

 

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1 Comment

  1. Catherine Gaeng

    Monsieur Kaiser, merci pour vos remarques concernant le travail journalistique, elles s’appliquent tout particulièrement à la production de deux de vos anciens collègues :

    Was auf den ersten Blick als seriöse Sendung von RTL unter dem Titel « Gi verschidde Kënschtler systematesch benodeelegt ? (1. Deel, 2. Deel) » erscheint, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als tendenziöser Monolog, der jede journalistische Ausgewogenheit vermissen läßt.
    Die Sendung übernimmt nahezu unkritisch die Sichtweise Dreschers und ist gespickt mit unbelegten Anschuldigungen. Kritische Gegenstimmen – insbesondere der andere « verschidde Kënschtler » – werden konsequent ausgeblendet. Thoma und Schram verlassen die Ebene objektiver Information und übernehmen nahezu wortgleich die Positionen Dreschers.
    Dass ein solches Vorgehen unethisch, journalistisch unhaltbar und deontologisch fragwürdig ist, scheint Thoma und Schram nicht zu stören.
    Das Interview mit Drescher gerät zur Anklageschrift – und Thoma/Schram zum willfährigen Überträger. Kritische Nachfragen? Fehlanzeige. Faktencheck? Nicht vorhanden. Kontextualisierung ? Unterlassen. Stattdessen wird ein einseitiges Narrativ gestützt, das nichts zur Aufklärung sondern aktiv zur Polarisierung beiträgt. Die Sendung wirkt wie ein publizistisches Tribunal – nicht wie journalistische Arbeit. Das ist nicht Journalismus- das ist Beihilfe zur Demontage eines Kulturinstituts
    Thoma und Schram haben mit diese Sendung nicht nur gegen grundlegende Standards ihres Berufsstandes verstoßen – sie haben aktiv zur Verrohung des öffentlichen Diskurses beigetragen.
    Ein Interview, das zur Anklage wird. Ein Medium, das keine kritische Prüfung mehr vornimmt. Ein Journalist und seine Mitarbeiterin, die sich jeder Verantwortung entziehen. Das ist die Bilanz von Thoma/Schram einseitigem Beitrag. Wer so handelt, darf sich über wachsende Medienverdrossenheit nicht wundern.
    Die Behauptungen Thoma/Schrams entbehren nicht nur jeder Grundlage – sie sind objektiv falsch. Umso erstaunlicher ist es, dass eine solche Sendung in einem renommierten Medium erscheinen konnte.

    Par ailleurs, en écrivant « Dass das Gaeng-Buch gespickt ist mit Beleidigungen und falschen Anschuldigungen », vous répétez les mensonges formulés par votre grand ami feu Vogel qui a échoué à en apporter les preuves.

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