Die aktive Wohnungsbaupolitik von Gambia ist offiziell darauf gerichtet eine nachhaltige Dämpfung der Wohnungsbaupreise einzuleiten. Oberste Priorität genießen deshalb konkrete Anstrengungen auf der Angebotsseite des Wohnungsmarktes, der Königsweg schlechthin. In diesem Zusammenhang werden viele staatliche und kommunale Entscheidungsträger nicht müde über die Dominanz der privaten Promotoren auf dem Immobilienmarkt zu klagen, und tun so als wären sie alle Spekulanten und ergo die Wurzel des ganzen Übels. Diese Klage wird neuerdings sogar untermauert von einigen linkslastigen Zeitgenossen, die lautstark über die Legitimität des privaten Grundstücksbesitzes nachdenken.
Dass die öffentliche Hand seit jeher faktisch an den Stellschrauben des Immobilienmarktes steht, wird dabei aber großzügig übersehen. Dass darüber hinaus alle Kommunen unisono, dank ihrer absoluten Planungshoheit, bestimmen können welche Liegenschaften wie, wo, und wann baulich genutzt werden müssen, wird auch verschwiegen.
Tatsache ist ebenso, dass die öffentliche Hand der mächtigste Grundstücksbesitzer im Lande ist, sei es direkt als Grundstückseigentümer oder indirekt über Staatsbeteiligungen an privaten Gesellschaften mit großem Immobilienbesitz. Demnach wäre es für das politisch administrative System das Einfachste der Welt, das Marktgeschehen nach seinem Gusto zu gestalten, dies mit der überfälligen Qualitätsverbesserung der Siedlungsentwicklung zur Verbesserung der allgemeinen Lebensqualität.
Doch leider sind bislang alle Versuche zur kostengünstigen Bereitstellung von Wohnraum mit hohem Lebensqualitätsanspruch kläglich gescheitert. Der KIRCHBERG (Fläche: 360Ha) ist die erste Retortenstadt des Landes. Hier wurde der Großteil der, zuvor enteigneten oder unter dem Druck der Enteignung günstig erworbenen Grundstücke, für europäische Institutionen reserviert oder an zahlungsfähige private Investoren verkauft. Die zweite menschenverachtende Trabantenstadt BELVAL (120Ha) wurde von der AGORA (50% Staat, 50% ARCELOR-MITTAL) entwickelt und nach geltenden Marktpreisen veräußert. Die dritte Satellitenstadt BAN DE GASPERICH (80Ha) gründet auf einer Privatinitiative und wird dementsprechend vermarktet, derweil die Stadt Luxemburg eindeutig auf die städtebauliche Qualitätsdefinition verzichtete. Im Nobelsanierungsgebiet VIEILLE VILLE ließ der Staat ausschließlich Luxuseigentumswohnungen errichten die an eine exklusive Klientele verkauft wurden.
Die größte städtebauliche Herausforderung in der Geschichte des Landes wird nun zweifelsohne das Quartier PORTE DE HOLLERICH (500Ha) werden. Die mächtigsten Immobilienbesitzer in diesem Stadtteil sind der Staat und die Stadt. Die letzte große Chance auf dem Hauptstadtgebiet konkrete wohnungsbaupolitische Akzente zu setzen und diese zu koppeln mit einem zukunftsorientierten Städtebau gemäß den Grundsätzen der nachhaltigen Siedlungsentwicklung. Doch leider zieht der Staat es vor, sich hier von einem Teil seines Liegenschaftsbesitzes, 40% von PAUL WURTH (14Ha), zu trennen.
Daniel MILTGEN
Kirchberg