Naiv? Ein solcher Titel in Zeiten globaler Kriegszustände, kollektiver Angst, Klimakrise und zunehmender persönlicher Verunsicherung? Oder vielmehr ein klares, aufgeklärtes Plädoyer für Pazifismus mit Weitblick – intelligenter als die eindimensionale Hochrüstungspolitik, die im Sinne der „Büchse der Pandora“ nur weiteres Unheil freisetzt. “Hochrüstung als Büchse der Pandora” meint eben die reelle Gefahr unvorhersehbarer, negativer Konsequenzen, ähnlich wie die Öffnung der Büchse der Pandora aus der alle Übel entweichen. Sie steht für die reale Gefahr unkontrollierbarer, destruktiver Folgen. Genau wie im griechischen Mythos entweicht das Übel, wenn die Büchse geöffnet wird – bloß, dass wir heute die Büchse selbst sind…

„Protest ist, wenn ich sage, das und das passt mir nicht. Widerstand ist, wenn ich dafür sorge, dass das, was mir nicht passt, nicht länger geschieht.“ So ein Zitat einer gesellschaftlich unangepassten linken Journalistin, die zur Terroristin wurde, sich demnach radikalisierte, nämlich die RAF-Terroristin Ulrike Meinhof. Die Frau – übrigens zu Lebzeiten eine exzellente Journalistin – wusste zumindest sehr genau, was Widerstand heißt, auch wenn ihre Morde, ihre absolut nicht zu rechtfertigende Methodenwahl niemals akzeptabel waren und sind, versteht sich. Nur, dass ihr Zitat durchaus Sinn macht, ist absolut und immer noch aktuell. Denn: Naiver Friedenswille stemmt sich gegen die Eskalation, immer mehr, immer deutlicher – gegen die enormen Verteidigungsausgaben, gegen den Boom der Rüstungsindustrie, gegen neue Absatzmärkte, die euphorisch von der neoliberalen Realpolitik gefeiert werden – ohne Hoffnung auf echte Besserung. Aber: Absoluter Pazifismus ist kein luftleerer Idealismus. Er birgt Konzepte, die über die reflexhafte Empörung über NATO-Gipfel hinausweisen – und Alternativen schaffen. Zum Beispiel zur Wiederbelebung der Wehrpflicht, die längst mehr ist als bloß ein Gedankenspiel, das auch frühere Pazifisten heuer leider als realpolitisch angemessen nicht nur akzeptieren, sondern auch noch ungeniert propagieren, siehe bspw. Joschka Fischer, der sich vom (Grünen) Saulus zum Paulus wandelte….
Und deshalb eine idealistisch-naive Provokation an die Adresse der Pro-Waffen und Pro- Rüstungsfraktion: Wie wäre es mit sozialer Verteidigung? Verfechter– etwa laut SPIEGEL – sprechen vom „systematischen Aufbau friedlicher Schutzstrukturen.“ Mit einer Idee als Beispiel: Eine Gruppe stellt sich dem bewaffneten Gegner entgegen – friedlich, singend…mit Suppe statt mit Schusswaffen. Sie appelliert an die Menschlichkeit, zeigt: Wer keine Bedrohung darstellt, kann nicht als Feind deklariert werden. Und wenn dennoch geschossen wird, entlarvt sich das System selbst: als unmenschlich, als brutal. Die Soldaten – keine Monster, sondern Menschen. Anders als ihre anonymen Befehlshaber, die aus der bequemen Ferne erbarmungslos entscheiden, sollen sie unten in der Kette ausbrechen. Praxis: Einladung zur Suppe – Einladung zum Desertieren. Aufgabe: Durchbrechen der Befehlskette unten am letzten Glied – mit eben freundlicher Einladung zur Suppe und zum Desertieren.
Natürlich klingt das naiv. Genau wie Grönemeyers bestbekannter Song „Kinder an die Macht“ – Textpassage: “ Wir werden in Grund und Boden gelacht!“
Und ja – sie würden zu Recht belächelt, verspottet, gar verlacht: die Selbst-, Geld – und Machtverliebten, die Kriegstreiber dieser Welt. Die sich nachdem sie viel Unheil, staatlich verordneten Totschlag veranstaltet haben, sich später doch (und dann schulterklopfend) am Verhandlungstisch wiederfinden werden…Ist das nicht durch und durch lächerlich, wäre es nicht todernst? Nichts wurde ob bekannter historischer Fakten – meint natürlich Kriege – hinzugelernt, rein gar nichts – ganz im Gegenteil (siehe Gaza)! Tja, welches Kraut ist schon gegen menschliche Gier und Dummheit gewachsen?
Doch heute ist es die Jugend, die einen radikalen Wandel bewirken könnte. Sie kann sich für soziale Verteidigung entscheiden – und damit einen Schritt machen: Raus aus der Logik des Krieges, rein in die Menschlichkeit. Ein Weg, der nicht nur richtig ist – sondern menschenwürdig.
Auch wenn es heute noch naiv klingen mag….