„Et ass eng Staatsaffär, déi ni däerf opgekläert ginn“,
(damaliger Untersuchungsrichter Prosper Klein)
Für den einen war es sein letzter Roman, für den anderen sein wohl größter Gerichtsprozess, dessen Ende – und das wusste er- dieser nie erleben würde. Auch wenn die beiden sich wohl nie begegnet sind, so war Umberto Eco* für unseren leider kürzlich verstorbenen Star-Anwalt Me Gaston Vogel sicherlich ein bestens bekannter Schriftsteller. Und beide verband ein spezielles Thema, das nicht nur in unserem Ländchen für besonders viel Aufregung sorgte und das Eco, der im Jahre 2016 verstarb, mit anderen Reizthemen in seinem letzten Roman „Nullnummer“ durch die im Text des Romans vermittelten Dialoge der respektiven Romanfiguren sehr deutlich thematisieren wollte: die sogenannten „Stay-Behind-Organisationen“ oder auch die NATO-Geheimarmeen, die ebenfalls in den Fokus des heuer wieder thematisierten „Bommeleeër“-Prozesses gerückt waren.
Ohne den Prozess an sich an dieser Stelle weiter zu kommentieren, so muss man sich als kritischer Zeitgenosse, der die „Bommeleeëraffaire“ von Beginn an sehr interessiert verfolgte, doch die Frage stellen, was hinter dieser ganzen Kriminalgeschichte, die durchaus sehr ernst zu nehmen ist, steckt.
Anders und deutlich gefragt: Who stood behind? Oder, nach Umberto Eco: Wer sind diejenigen die „Dahinter bleiben“ (wörtlich: stehen), soll heißen: hinter den Linien agier(t)en? Und, so Eco weiter im Text des Romans: „(…) Hinter den Linien in Belgien, Frankreich, Westdeutschland, England, Holland, Luxemburg, Dänemark und Norwegen. In Italien waren die Voraussetzungen dafür seit 1949 gegeben, 1959 traten die italienischen Geheimdienste einem Planungs- und Koordinationskomitee bei, und 1964 entstand offiziell die Organisation Gladio, finanziert von der CIA. Gladio – (…) denn gladius ist das Schwert der römischen Legionäre, und daher erinnert Gladio an Namen wie Liktorenbündel oder dergleichen. (…) Gladio war seit Kriegsende jahrelang sehr geheim geblieben, nur die Nachrichtendienste und hohen Militärs wussten davon, und informiert wurden nur von Mal zu Mal die Ministerpräsidenten, die Verteidigungsminister und die Staatspräsidenten. (…)“
Besonders der letzte Passus dürfte für Nachfragen an unsere politische Klasse Anlass geben, denn Gladio war der italienische Teil des Stay behind, besonders natürlich in wie weit diese in die bekannten Sprengaktionen und andere Straftaten der visierten Geheimarmeen eingeweiht waren. Dazu sei an dieser Stelle eine zu diesem Thema sehr sehenswerte ZDF – frontal Fernsehsendung empfohlen, besonders die an einer präzisen Stelle im Hintergrund auftauchende Korrespondenz des Luxemburger Staatsministeriums, die so einige Fragen aufwerfen dürfte…
Zur Sendung, siehe Link:
„Die Geschichte von Stay Behind beginnt unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. Im besiegten Deutschland suchen der britische Geheimdienst und die CIA nach Männern, die gegen den neuen Feind Sowjetunion kämpfen können. Sie sollen im Kriegsfall helfen, den Vormarsch des Kommunismus in Westeuropa aufzuhalten – als Partisanenarmee. Eines der Stay-Behind-Netzwerke wird vom US-Geheimdienst in Heidelberg aufgebaut. Dutzende von Männern trainieren in der Umgebung Heidelbergs den Partisanenkampf. Und die CIA wirbt ehemalige SS- und Wehrmachtsoffiziere an, die sie aus der NS-Zeit kennt. Als 1956 der BND, der Bundesnachrichtendienst, gegründet wird, werden die US-geführten Stay-Behind-Netzwerke Teil des deutschen Geheimdienstes. Stay Behind gab es in ganz Europa. Bewaffnete Partisanengruppen, deren Existenz den Parlamenten verschwiegen wurde. Das ZDF konnte 2014 geheime Stay-Behind-Akten des BND einsehen. Sie offenbaren das Weltbild des Geheimdienstes und die Planungen für den Kriegsfall.
frontal #classic: Manche Recherchen sind zeitlos gut – weil sie Unfassbares aufdecken & Veränderung anstoßen.
Hei nach de link zu engem weideren interessante Reportage um ZDF: https://www.youtube.com/watch?v=pbV-3IBXUcE
Umberto Eco geboren am 5. Januar 1932, gestorben am 19. Februar 2016, war ein italienischer Schriftsteller, Kolumnist, Philosoph, Medienwissenschaftler und einer der bekanntesten Semiotiker der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Durch seine Romane, allen voran „Der Name der Rose“, der im Jahre 1980 erschien, wurde er weltberühmt. In diesem Text geht es um seinen letzten Roman, dem Bestseller „Nullnummer“, im Original „Numero Zero“ aus dem Jahre 2015