In einer Gesellschaft, in der der Indifferentialismus immer mehr zur dominierenden Geisteshaltung avancierte, schien es, als ob Verantwortung und Verpflichtungen zunehmend aus der Mode gerieten. „Was du heute kannst besorgen, verschiebe lieber auf übermorgen,“ lautete die Devise der Indifferentialisten, während sie ihre Freiheit genossen – die Freiheit, Rechnungen zu ignorieren, den Briefkasten monatelang nicht zu leeren und sich im Nebel ihrer Schulden zu verlieren.
„Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt,“ sagte einst ein gewisser Kant. Doch für die Indifferentialisten galt diese Regel nicht. Es war ihnen einfach egal, dass ihre Freiheit oft die Freiheit anderer einschränkte. Sie lebten in einer Welt, in der alles „irgendwann“ geregelt würde, und selbst die drohenden Mietschulden und Schäden an den Wohnungen, die sie bewohnten, waren kaum mehr als ein kleiner Witz am Rande.
Nicht nur die Mietausfälle häuften sich, sondern auch die Verwahrlosung der Wohnungen nahm groteske Ausmaße an. Schmutzige Böden, abgerissene Tapeten, zerbrochene Fenster – all das war die hinterlassene „Signatur“ der Indifferentialisten. Es schien, als ob der Respekt vor fremdem Eigentum in den Hintergrund gerückt war. Warum sich um den Zustand der Wohnung sorgen, wenn es sowieso egal war, wann man auszog und wie man die Wohnung hinterließ?

Anwälte rieben sich die Hände und Gerichtsvollzieher klopften vergeblich an verschlossenen Türen, weil die Bewohner oftmals bereits über alle Berge waren, ohne sich ordnungsgemäß bei der Verwaltung abzumelden. Selbst wenn die Gerichtsvollzieher es schafften, jemanden anzutreffen, war es nicht ungewöhnlich, dass „zufällig“ keine Wertsachen vorhanden waren, die gepfändet werden konnten. Es war eine aussichtslose Aufgabe.
Als Konsequenz anhaltender Mietausfälle und der zunehmenden Unfähigkeit, säumige Mieter schnell und erfolgreich zur Rechenschaft zu ziehen, begannen immer mehr Vermieter, ihre Wohnungen bewusst leer stehen zu lassen, sehr zum Leidwesen der ohnehin schon großen Wohnungsnot. Die Angst vor neuen Mietschulden und verwüsteten Immobilien überwog den Wunsch, regelmäßige Einkünfte aus der Vermietung zu erzielen.
Doch wie konnte es so weit kommen? Über Jahre hinweg wurden die Rechte der Mieter immer weiter gestärkt, während die Rechte der Vermieter zunehmend untergraben wurden. Es war nur allzu einfach geworden, die Verantwortung abzuschütteln. Wenn ein Mieter monatelang nicht zahlte und die Wohnung verwüstete, musste der Vermieter sich durch endlose Bürokratie kämpfen. Die Rechtslage war eindeutig: Der Mieter wurde geschützt, und der Vermieter stand oft mit leeren Händen da, und hatte zusätzlich noch die Anwaltskosten zu tragen.
Während die Gerichte sich unter der Last von Mietstreitigkeiten bogen und immer mehr Fälle anhäuften, verloren die Menschen noch mehr das Vertrauen in das System. Der bürokratische Albtraum zog sich oft über Jahre hin, und viele Vermieter begannen, sich zu fragen, warum jemand wegen eines gestohlenen Müsliriegels sofort von der Polizei verfolgt wurde, während sie Tausende von Euros an Mietausfällen und Reparaturkosten schlucken mussten, ohne dass jemand eingriff. Es war eine absurde Situation, in der kleine, banale Delikte mit aller Härte verfolgt wurden, während große finanzielle Schäden, die durch Mietausfälle und verwüstete Wohnungen entstanden, als zivilrechtliche Bagatellen abgetan wurden.
Dies brachte die Gerechten, die gesetzestreuen Vermieter an den Rand der Verzweiflung. „So du mir, so ich dir,“ sagten sie sich und beschlossen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Manche drehten einfach die Wasserzufuhr zu, andere ließen diskret die Luft aus den Reifen des Autos des Mietschuldners entweichen – natürlich nur im Namen der Gerechtigkeit. Die Politik hatte es versäumt, eine Balance zwischen den Rechten der Mieter und den Rechten der Vermieter zu schaffen, und so griffen die Gerechten zu Maßnahmen, die sie selbst nie für möglich gehalten hätten.

Die Gerichte, ohnehin überlastet, taten wenig, um die Situation zu entschärfen. Was sollte man auch tun? Die Mietausfälle häuften sich, die Prozesse wurden verschleppt, und es gab immer weniger Mittel, um die säumigen Mieter zur Rechenschaft zu ziehen. Immer mehr Menschen entschieden sich für „gerechte Selbsthilfe“, da die zivilrechtlichen Verfahren keine schnelle Lösung boten. Ironischerweise standen sie damit zwar am Rande der Legalität, doch wer konnte es ihnen verdenken? Es war eine Zeit, in der die Unfähigkeit der Justiz und die einseitige Gesetzgebung die letzten Funken Vertrauen in das System erlöschen ließen.
Die Konsequenz? Ein „Bürgerkrieg“ der kleinen Leute. Kein blutiges Gemetzel, sondern eine stille Rebellion derjenigen, die das Spiel der Verantwortungslosigkeit nicht mehr mitspielen wollten. Ein Krieg, in dem die Waffen das Abschalten von Strom und Wasser, das Wechseln der Schlösser und das Heraustragen der Möbel auf die Straße waren. Es war ein Krieg, der nicht gewalttätig war, aber dennoch schmerzte.
Am Ende stellten sich Fragen: War es wirklich fair, dass die Verantwortungslosigkeit der einen Seite durch die Verzweiflung der anderen gerechtfertigt wurde? Wie weit durfte man gehen, um sich selbst zu helfen? Und wie lange noch würde die Gesellschaft diesem absurden Theater des Indifferentialismus zuschauen, ohne dass etwas geändert wurde?
Merci Guy Kaiser fir Ären objektiven Artikel deen der Realitéit einfach entspréicht !
Ech selwer hunn deen net geschriwwen, ma just publizéiert. Trotzdeem Merci fir de Retour!